Eine große Liebe, aber leider nicht von Dauer: Viktoriia Chenska (als Tosca) und Gaston Rivero (als Cavaradossi).

Foto: Stadttheater

Klagenfurt - Beleuchtete Nebelschwaden schaffen neue Räume und Atmosphären, ein gefallenes Kreuz dreht sich als raumfüllende Kulisse um seine Achse. All das fühlt sich an wie eine Arbeit des Theatermagiers Tomaz Pandur, ist aber die neue Tosca-Inszenierung von Stefano Poda. Im zweiten Akt wird auf einem langen Tisch gespielt, und ein Himmel voll gekreuzter Schwerter wächst mit der Erde zusammen.

Es sind dies große Bilder, oft zu große für die auf plötzlich klein erscheinende Bühne. Wer sich indes einen menschelnden Puccini erwartet, wird enttäuscht, obwohl Puccini wahrscheinlich seine Freude an den Effekten gehabt hätte.

Tosca? Das ist eine Frau, die nur ein normales, gottesfürchtiges Dasein fristen will und sich durch ihr Schicksal zur mutigen Widerstandskämpferin erhebt. Sie ersinnt eine List, um ihren Geliebten und sich zu retten, und stößt damit alle ins Verderben. Stefano Poda, der nicht nur die Regie, sondern auch die Bühne und Kostüme erdachte, hat ein Grande Finale inszeniert - eine furchterregend zu Boden knallende Kulisse, die in den Klagefurter Proben der Hauptdarstellerin Annemarie Kremer zum Verhängnis wurde.

Sie konnte wegen schwerer Prellungen die Partie nicht singen. Eingesprungen ist die Sopranistin Viktoriia Chenska, deren Stimmführung und schauspielerischer Ausdruck - möglicherweise bedingt durch die kurze Probenarbeit - allerdings nicht wirklich zu berühren vermögen.

Im Gegensatz dazu ist die kraftvolle Interpretation sowohl des Präfekten Scarpia (Francesco Landolfi) wie auch des Malers Mario Cavaradossi (Gaston Rivero) überzeugend geraten. Riveros Tenor besticht durch Kraft in den oberen Bereichen, und Francesco Landolfi füllt den Raum mit seinem stimmlichen Volumen und seiner Bühnenpräsenz.

Generell ist der Opernabend jedoch gezeichnet von einem Kampf zwischen Orchester und Solisten, den das Orchester leider zu oft für sich entscheidet. So sind einige gesanglich hochinteressanteste Passagen einfach nicht zu hören gewesen. Das Publikum feierte die Premiere indes mit viel Applaus. (Sabina Zwitte, DER STANDARD, 5./6.5.2012)