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Noch bis 1000, dann darf er schießen: Alexander Pschill.

Foto: AP/Lilli Strauss

Wien - Ein lebensmüder Journalist (Alexander Pschill) zählt von eins bis 1000. Mit Erreichen der ominösen Tausendergrenze will er sich und sein armes, von erheblichem Selbstekel geplagtes Leben unter Zuhilfenahme einer Smith-&-Wesson-Pistole vom Antlitz der Erde tilgen.

Die Bedeutung von Peter Turrinis Monolog Endlich Schluss, vom Autor gegenüber der Uraufführung 1997 geringfügig modernisiert, liegt in der Unaufhaltsamkeit des vorab gefassten Beschlusses. "Der Mann" kehrt zur Abwicklung seines suizidalen Geschäfts heim ins abblätternde Kinderzimmer. Im Josefstadt-Theater reitet Pschill noch ein paar Ekelattacken auf seinem Holzpferdchen, ehe er das Sonnenfenster (Bühne: Rolf Langenfass) mit schwarzem Fixierband blickdicht verklebt.

Für Turrinis negativen Helden gilt, abgewandelt, die berührende Kleist-Formel vom Menschen, dem hienieden nicht zu helfen ist. Pschills Beteuerungen schenkt man gerne Glauben: Ihm sei irgendwann, beim Nachbeten der von anderen vorgefassten Meinungen, die eigene Seele abhanden gekommen. Sinn sowieso.

Schuldig bleibt der Maulheld die böse Selbstbezichtigungswut. In der absoluten Finsternis der Depression funkeln einige geschliffene Turrini-Bonmots ("Eine Zeit lang bin ich in die psychiatrische Klinik gegangen, aber dort wird man ständig etwas gefragt"): Karfunkelsteine eines Geisterkönigs.

Pschill verliert sich in Herbert Föttingers Regie vor allem in Illustrationen. Eine Bach-Cellosonate krächzt durch den (noch) jungen Tag, der Herr gefällt sich in Christusposen, und man ertappt sich jählings bei dem unschönen Wunsch, der Schauspieler möge sich mit dem Zählen etwas beeilen. Mit Endlich Schluss wäre ein neuer Anfang noch zu wagen. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 5./6.5.2012)