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Liverpool und Chelsea treffen sich am Samstag im FA Cup-Finale.

Foto: Reuters/Doherty

Am Samstagabend (18:15, Puls 4 überträgt live) treffen sich im Londoner Wembley-Stadion der FC Liverpool und der FC Chelsea zum Finale des FA Cups. Der älteste Pokalbewerb der Welt erlebt damit das Duell zweier Klubs, die zwar in Pokalen erfolgreich waren, in der Meisterschaft aber eine enttäuschende Saison erlebten.

Liverpool liegt abgeschlagen von den eigenen Ansprüchen im oberen Mittelfeld der Tabelle und ist zum 14. Mal im Endspiel des Bewerbs. Mit Stoke, Everton und Manchester United eleminierte man am Weg ins Finale gleich drei Erstligisten. Als Sieger des Ligapokals ist man bereits für die Europa League qualifiziert, kann aber einen zweiten Titel und versöhnlichen Saisonausklang gut gebrauchen. Erst dreimal ist es bislang einem Team gelungen, beide englischen Pokale für sich zu entschieden. Neben Arsenal (1993) und Chelsea (2007) waren das auch die Reds selbst, die 2001 das Cup-Double feierten.

Wenige Ausfälle

Sportlich können die knapp 90.000 Besucher des Finales und TV-Zuseher aus 120 Ländern nahezu die Spitzenbesetzung beider Teams sehen. Bei Chelsea dürften die Innenverteidiger David Luiz und Gary Cahill verletzt ausfallen. Sie konnten am Freitag nicht mittrainieren. Liverpool muss auf die langzeitverletzten Lucas Leiva und Charlie Adam verzichten. Der siebenfache Sieger des FA Cups schonte ansonsten unter der Woche bei der Niederlage gegen Fulham gleich neun Stammspieler.

Ob die zuletzt nach langen Anlaufschwierigkeiten aufblühenden Transferrekordler Andy Carroll und Fernando Torres in den Startformationen stehen werden, bleibt ein spannendes Detail in den Plänen der Trainer Kenny Dalglish und Roberto di Matteo.

Chelsea setzte sich im Bewerb gegen zwei Erstligisten durch. Neben Siegen gegen Tottenham und den Queens Park Rangers war man vor allem im Achtelfinale gefordert, als man gegen Birmingham zuhause nur Remis spielte und auswärts zum Wiederholungsspiel antreten musste. Die Blues stehen auch bereits zum elften Mal im Finale, sechsmal konnten sie es bereits gewinnen. Gegen Liverpool mussten sie dort bisher nicht spielen.

In der Meisterschaft ist nach der bitteren Niederlage gegen Newcastle am Mittwoch der Zug Richtung Champions League wohl abgefahren. (Mit einem Sieg im Champions League-Finale gegen Bayern, könnte man trotzdem den vierten englischen Startplatz für sich beanspruchen.) "Wir werden uns wieder sammeln", versprach Di Matteo den Reportern ein großes Finale: "Die Mottivation wird da sein". Statistisch wäre es dafür vorteilhaft den FA Cup verloren zu geben, denn nur einer Mannschaft ist es bisher gelungen, sowohl Champions League als auch FA Cup in einer Saison zu gewinen (Manchester United, 2008).

Ein Titel, die Unruhe zu knechten

Derartige Gedanken werden beide Teams freilich in Wahrheit wenig interessieren. Schon allein für die Trainer ist der Titel von großer Bedeutung. Dalglish könnte Zweifler mit einem zweiten Cupsieg über den Sommer verstummen lassen. "Ist es wichtiger, Vierter zu werden, als zwei Cupsiege zu holen?", fragte der Schotte kürzlich bei einer Pressekonferenz, ohne die Frage abschließend zu beantworten. Die Reds mussten in den vergangenen Tagen ein Minus von 50 Millionen Pfund im letzten Geschäftsjahr vermelden. Begründet wurde es mit Zahlungsverpflichtungen aus dem gescheiterten Stadionprojekt (ein anderes steht am Plan) aus der Zeit der vorherigen Besitzer und den Kosten für die Vertragsauflösung von Neo-Nationaltrainer Roy Hodgson.

Der in der Schweiz geborene Italiener Di Matteo könnte sich dafür empfehlen, Chelsea auch im Herbst noch als Manager zu betreuen. Auch im Londoner Verein überlegt man, ein neues Stadion zu bauen. Für die Battersea Power Station am Südufer der Themse wurde ein Kaufangebot abgegeben, um anstelle des ikonographisch beladenen Kohlekraftwerks eine neue Arena zu bauen.

Die Möglichkeit zur trostlosen Revanche ergibt sich für den Finalverlierer übrigens schon bald. In der Meisterschaft treffen die beiden Teams nur vier Tage später erneut aufeinander. (tsc, derStandard.at, 4.5.2012)