Belgrad - Bei einer Polizeiaktion in der südserbischen Kleinstadt Bujanovac und den Ortschaften Veliki Trnovac und Breznica sind laut Medienberichten am Freitag sechs ethnische Albaner unter dem Verdacht festgenommen worden, Kriegsverbrechen an Serben begangen zu haben. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Tanjug berichtete, wurde ein Angehöriger einer Sonderpolizei-Einheit bei der Razzia angegriffen.

Der Sender B-92 meldete, dass sich unter den Festgenommenen auch ein Übersetzer der OSZE-Mission in Südserbien befinden dürfte. Shaib Kamberi, der Bürgermeister des zu mehr als 50 Prozent von Albanern bewohnten Bujanovac, erklärte gegenüber dem Sender, dass die Polizei die Hausdurchsuchungen in den frühen Morgenstunden vorgenommen habe. Über die Zahl der Festgenommenen konnte Kamberi keine Auskunft geben.

In den drei südserbischen Gemeinden Bujanovac, Presevo und Medvedja leben rund 60.000 Angehörige der albanischen Volksgruppe. Bewaffnete Albaner-Gruppen wollten im Frühjahr 2001 in Kämpfen mit den serbischen Sicherheitskräften den Anschluss der Region an den zu 90 Prozent von Albanern bevölkerten Kosovo erzwingen.

Der serbische Innenminister Ivica Dacic will im Laufe des Tages auf einer Pressekonferenz in der südserbischen Stadt Vranje die Gründe für die Polizeiaktion erläutern.

Zu den Festnahmen ist es zwei Tage vor den Parlaments-, Präsidentschafts- und Lokalwahlen in Serbien gekommen. Sie dürften zu Spannungen im benachbarten Kosovo führen, wo die kleine serbische Volksgruppe am Sonntag, von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) organisiert, die Möglichkeit zur Stimmabgabe für das serbische Parlament und den Präsidenten haben wird. (APA, 04.05.2012)