Das Samsung Galaxy S III hat einen 4,8 Zoll großen Bildschirm, dank schmaleren Rahmens ist es aber nicht gar so viel größer im Vergleich zum S II, als man erwarten konnte.

Foto: Andreas Proschofsky

Hier im Vergleich mit einem HTC One X, die Abmessungen der beiden Geräte sind sehr ähnlich. Das Galaxy S III ist etwas länger und eine Spur breiter, dafür auch leicht dünner. Auch das Gewicht unterscheidet sich nur um drei Gramm.

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Das Design weist unverkennbare Ähnlichkeiten zum Galaxy Nexus auf.

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Die Rückseite der "basaltblauen" Variante.

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Parallel zur Vorstellung des Galaxy S III hat Samsung auch einiges Zubehör angekündigt, das spannendste davon wohl ein drahtloses Ladegerät.

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Mit Hilfe des "AllShare Cast Dongle" lassen sich Inhalte vom S III drahtlos auf einem Fernseher ausgeben.

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Das bislang nur auf iOS verfügbare - und dort sehr beliebte - Flipboard wird fix mit dem Gerät ausgeliefert werden, zumindest vorerst angeblich exklusiv.

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Die Eröffnung der Hands-on-Stände löste bei der Präsentation in London einen regelrechten Sturmlauf der Anwesenden aus.

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Der Zeitpunkt für die Neuvorstellung eines Nachfolgers des meistverkauften Android-Smartphones des vergangenen Jahres hätte kaum besser gewählt sein können: Mit dem Erfolg des Galaxy S II im Rücken konnte Samsung unlängst Rekordzahlen für das erste Quartal 2012 verkünden, knapp darauf folgte eine nicht minder erfreuliche Nachricht: Kein anderer Hersteller verkauft derzeit mehr Mobiltelefone als Samsung - womit eine immerhin 14-jährige Regentschaft von Nokia beendet wurde. Fast noch wichtiger: Auch in der umsatzträchtigen Smartphonesparte hat sich Samsung - zumindest in Hinblick auf die Stückzahlen - mittlerweile zum Marktführer aufgeschwungen.

Symbolträchtiges

Insofern ist es nur konsequent, dass sich Samsung nicht mehr mit dem Massenauftrieb am jährlichen Mobile World Congress in Barcelona zufriedengibt, sondern seinem neuen Smartphone-Topmodell einen eigenen Launch-Event in London spendiert hat. In diesem Rahmen hatte dann auch der WebStandard die Chance, erste Eindrücke über das Galaxy S III zu gewinnen, die im Folgenden etwas ausgeführt werden sollen. Wie immer bei solchen "Hands-on"-Erfahrungen sei darauf hingewiesen, dass das Beschriebene wirklich nur ein erster Eindruck ist, eine tiefergehende Betrachtung in einem ausführlichen Test nachgereicht werden soll. Zudem sei auch noch auf den Bericht zur Vorstellung des neuen Samsung-Smartphones verwiesen, wo einige zusätzliche Eckdaten erwähnt werden.

Ersteindruck

Das erste Mal in die Hand genommen, fallen beim Galaxy S III sofort einige Dinge auf: Mit seinem 4,8-Zoll-Display ist es tatsächlich noch eine Spur größer als der Vorgänger, dank des deutlich verkleinerten Rahmens aber nicht annähernd so viel, wie man es der Papierform nach annehmen könnte. Wer einen direkten Vergleich haben will: Das S III kommt von den Abmessungen her dem Galaxy Nexus sehr nahe, ist lediglich noch einen Tick breiter.

Aber das ist bei weitem nicht die einzige Ähnlichkeit zu Googles aktuellem Vorzeigedevice: Das Galaxy S III steht -  trotz all der Marketing-Sprechblasen über ein vollkommen neues, "natürliches" Design - unverkennbar in direkter Nachfolge des ebenfalls von Samsung produzierten "Ice Cream Sandwich"-Pioniers. Von vorne betrachtet sind die Umrisse beinahe deckungsgleich, auch die Ausführung der Hardwareknöpfe und die benutzten Radien stimmen weitgehend überein. Lediglich an der Rückseite zeigen sich Unterschiede: Wo das Galaxy Nexus auf eine aufgeraute Oberfläche setzt, präsentiert sich das Galaxy S III wieder glatt. Die daraus rasch resultierende Befürchtung, dass das Gerät leicht aus der Hand rutschen könnte, bewahrheitete sich im Kurztest nicht, es bleibt freilich abzuwarten, wie es dann im Sommer mit verschwitzten Händen aussieht. In Kombination mit dem Umstand, dass Samsung weiterhin konsequent auf Plastik als Material setzt, bleibt das Design des Geräts aber sicherlich Geschmacksfrage. Gerade die Ausführung in "Basaltblau" wird sicherlich manchen "zu billig" anmuten.

Screen

Der Bildschirm des Galaxy S III ist nicht nur groß, er ist auch zu einem gewissen Teil eine Enttäuschung - zumindest mit einem starren Blick auf Spezifikationen. Handelt es sich doch dabei "nur" um einen Super-AMOLED-HD - also ohne den Zusatz "Plus". Heißt: Es kommt hier - entgegen vorab kursierenden Gerüchten - weiterhin die umstrittene "Pen Tile Matrix" zum Einsatz, wie sie auch das Galaxy Nexus verwendet. Jenseits des Werts solcher Angaben bei einer Partie Spezifikationsquartett macht sich die Pen Tile Matrix aber kaum bemerkbar, im direkten Vergleich erweist sich der 720p-Bildschirm (720 x 1.280 Pixel) als noch eine (kleine) Spur heller und "farbechter" als jener des Galaxy Nexus und liegt in dieser Sparte auf Augenhöhe mit HTCs One X, das aktuell wohl den besten Smartphone-Bildschirm zu bieten hat.

Eigenwege

In jeglicher Hinsicht schade ist, dass Samsung weiterhin auf seine eigene Knöpfe-Anordnung setzt - und dabei sogar noch einmal einen Menüknopf verbaut, wie ihn Google eigentlich in Android 4.0 als "deprecated" erklärt hat. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich im Android-Universum in dieser Hinsicht unterschiedliche Nutzungsparadigmen etablieren.

Kamera

In Fragen der Fotografie hat man nicht zu viel versprochen: Die 8-Megapixel-Kamera ist nicht nur in weniger als einer Sekunde gestartet, sie schießt die Fotos auch äußerst flott: Im Burst-Modus sollen hier 3,3 "Schüsse" pro Sekunde möglich sein, im Test war jedenfalls keinerlei Wartezeit zwischen zwei schnell betätigten Aufnahmen mehr bemerkbar. Die Kamerasoftware bietet einige Gimmicks, so soll sie dazu fähig sein, im "Burst"-Modus acht Bilder zu schießen und automatisch das beste zu wählen. Das ging allerdings sogar bei der Präsentation auf der Bühne ordentlich daneben - und ist auch so wohl kaum ein sonderlich breitenrelevantes Feature. Die Bildqualität kann sich im Ersteindruck durchaus sehen lassen, leider konnten hierbei aber keine unterschiedlichen Lichtsituationen getestet werden.

Touchwiz

Die Oberfläche des Galaxy S III ist weitgehend vom aktuellen Touchwiz des Android-4.0-Updates für das Galaxy S II bekannt - und bleibt schlicht Geschmackssache. Die Touchwiz-Grafikelemente wirken teilweise etwas altbacken bzw. geradezu "überbunt", wollen auch nicht mehr so recht zum reduzierten "Ice Cream Sandwich"-Look passen. Auch hat man manchmal den Eindruck, dass Samsung einfach zu viel auf einmal "reinpacken" will. Ein gutes Beispiel ist hier der Benachrichtigungsbereich, der ziemlich überladen wirkt.

Speeeeeeed

All dies tut aber einem viel wichtigeren Umstand keinen Abbruch: Das Galaxy S III ist in der Nutzung blitzschnell und nimmt dem kurzfristigen Speed-King HTC One X gleich wieder die Krone ab. Der mit 1,4 GHz getaktet Exynos-4-Quad-Prozessor leistet hier ganze Arbeit, selbiges Lob gilt auch für die Mali-400-Grafikeinheit (auch wenn diese nur eine leichte Weiterentwicklung der beim S II genutzten Lösung ist).

Ansonsten können Samsungs Android-Umbauten durchaus mit dem einen oder anderen netten Feature aufwarten, etwa die "Direct Call"-Funktion, die tatsächlich tadellos funktioniert: Schreibt man gerade ein SMS an eine Person und führt das Smartphone ans Ohr, wird diese umgehend angerufen - das Gerät schließt aus der Bewegung das man sich für einen anderen Kommunikationskanal entschieden hat.

S Beam

Ebenfalls einiges Potenzial besitzt "S Beam", also die Kombination von "Android Beam" mit "Wifi Direct", die die direkte Übertragung auch größerer Datenmengen zwischen zwei Smartphones ermöglichen soll. Aus Zeitgründen konnte dies allerdings bisher noch nicht getestet werden. Ebenfalls kein endgültiges Urteil lässt sich in so einem kurzen Test über die Akkulaufzeit bilden, mit 2.100 mAh liegt das Galaxy S III aber zumindest schon mal rein nominell deutlich vor der direkten Konkurrenz.

Gesten

Die Möglichkeit mit "Pop Up Play" Videos in einer Art Overlay über das aktuelle Geschehen zu legen - etwa um beim Surfen zusätzlich nebenbei einen Film zu betrachten - ist zweifelsfrei technisch beeindruckend. Ob dies jenseits eines anfänglichen, spielerischen Interesses breite Nutzung finden wird, darf allerdings guten Gewissens bezweifelt werden.

Sprache

Die von Samsung stark herausgestrichene Sprachsteuerung "S Voice" - quasi das Siri-Pendant der Südkoreaner - hinterließ im Ersteindruck einen eher gemischten Eindruck. Während einfache (auf Englisch getätigte) Sprachkommandos problemlos funktionierten, wollte das Galaxy S III auch in den offiziellen Demos gerne gezeigte Fragen nach dem Wetter nicht richtig beantworten, beharrte selbst nach mehreren Nachfragen stur auf einzelnen britischen Städten. Zumindest zum Teil soll sich "S Voice" aber auf die jeweilige Specherin einstellen können - eventuell sind die langfristigen Ergebnisse also besser.

LEDs

Ein "Fan Favorite" sind zweifelsfrei Benachrichtigungs-LEDs bei Android-Smartphones, insofern ist es durchaus positiv, dass das Galaxy S III (im Gegensatz zum Vorgänger) solche anbietet. Ebenfalls gern diskutiert, ist die Frage SD-Karten-Slot oder nicht. Samsung sagt hier mit seinem aktuellen Angebot ganz klar "ja". In Summe lässt sich so das Galaxy S III zu einem wahren Speichermonster aufrüsten, in der maximalen Ausbaustufe kommt zu 64 GByte internem Flash-Speicher noch mal eine ebenso große MicroSD-Karte. Nicht zu vergessen sind auch jene 50 GByte, die alle Galaxy-S-III-KäuferInnen kostenlos zwei Jahre lang bei Dropbox erhalten.

In Fragen Softwareausstattung fallen neben dem Umstand, dass das Galaxy S III bereits das aktuelle Android 4.0.4 nutzt, vor allem zwei Punkte auf: Der Browser ist weitgehend unverändert, wirkt neben dem im Market verfügbaren Chrome aber mittlerweile nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit.

Flipboard

Eine echte Überraschung hat Samsung hingegen mit der Aufnahme von Flipboard geliefert. Ist die im Magazin-Style gehaltene App doch bislang nur unter iOS erhältlich. Auf dem Galaxy S III präsentiert sie sich jedenfalls bereits in Top-Geschwindigkeit und einem wirklich gelungenen Design. Wie lange Flipboard exklusiv dem Galaxy S III vorbehalten bleibt, ist derzeit noch nicht klar, aber zumindest heißt es vom Hersteller schon mal, dass künftig auch andere Geräte unterstützt werden sollen.

Neben dem Galaxy S III selbst hat Samsung auch einiges Zubehör demonstriert. Besonders positiv ist dabei das "AllShare Cast Dongle" aufgefallen: Dabei handelt es sich um ein kleines Stück Hardware, das an einen Fernseher angeschlossen wird und per DLNA Inhalte von einem Galaxy S III übernehmen kann. So kann dann schnell mal ein Film vom kleinen auf den großen Bildschirm geschoben werden. Ebenfalls geplant ist eine drahtlose Ladestation für das Galaxy S III.

Zusammengefasst

Für ein wirklich definitives Fazit war die Testperiode natürlich noch zu kurz. Trotzdem: Zumindest die Hardware des Galaxy S III kann sich durchaus sehen lassen. Das neue Smartphone ist blitzschnell, im direkten Vergleich zum S II stellt zudem der 720p-Bildschirm eine signifikante Verbesserung dar. Da sieht man schon mal ein stückweit darüber hinweg, dass gerade die von Samsung in den Vordergrund gerückten Neuerungen bei der Software weitgehend in die Kategorie "Spielereien" fallen, manche der herstellerspezifischen Android-Anpassungen eher zweifelhafter Natur sind.

Chancen

In Summe hat das Galaxy S III jedenfalls alle Voraussetzungen zu einem ähnlichen Verkaufsschlager wie sein direkter Vorgänger zu werden, dieses eventuell sogar überflügeln könnte. Dafür wird nämlich alleine schon sorgen, dass das S III international - nach aktuellem Stand - bei nicht weniger als 296 lokalen Mobilfunkanbietern in 145 Ländern verfügbar sein wird, und Samsung sein neues "Topmodell" mit gewohnt massiven Werbekampagnen begleiten wird. Dass das Gerät schon jetzt zum offiziellen Smartphone der olympischen Spiele 2012 auserkoren wurde, ist in dieser Hinsicht wohl nur ein "kleiner" Vorgeschmack.

Verfügbarkeit

Das Samsung Galaxy S III soll ab 29. Mai in Österreich erhältlich sein, sowohl "frei" gekauft als auch bei den Mobilfunkbetreibern A1, T-Mobile und "3". Einen offiziell bestätigten Listenpreis gibt es bislang noch nicht, er wird sich aber wohl je nach Speicherausstattung im Bereich zwischen 600 und 750 Euro bewegen, der "Straßenpreis" sicherlich spürbar darunter. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 6.5.2012)