Wien - Mit einer neuen Verordnung wollen Gesundheitsministerium, Ärzte und Apotheker den Missbrauch von Psychopharmaka in der Drogenszene zurückdrängen. Konkret geht es um Schlaf- und Beruhigungsmittel (Benzodiazepine), die vor allem opiatabhängige Menschen in Substitutionsbehandlung zusätzlich verschrieben bekommen, weil diese Patienten oft auch an psychischen Erkrankungen leiden.

Von den rund 7000 mit Drogenersatz behandelten Patienten in Wien sind rund 70 Prozent auch in psychiatrischer Behandlung. Viele davon entwickeln über die Jahre auch eine Abhängigkeit von Benzodiazepinen. Deren exzessiver Konsum kann gerade für Opiatabhängige lebensbedrohend sein, trotzdem sind "Benzos" seit Jahren ein fixer Bestandteil auf dem illegalen Markt. Dies auch deswegen, weil manche Ärzte Rezepte en masse ausstellen.

"Phänomen extremen Konsums"

"Es ist seit Jahren bekannt, dass Arzneimittel wie Rohypnol und Somnubene missbräuchlich verwendet werden. Wir sprechen von einem Phänomen extremen Konsums", sagt der Wiener Drogenbeauftragte Alexander David. Oft erfolgten die Verschreibungen via Privatrezept, häufig komme es auch zu Rezeptfälschungen.

Mit einer Neufassung der Psychotropenverordnung soll der Wirkstoff nur mehr auf fälschungssicheren Suchtgiftrezepten verschrieben werden. Voraussetzung ist, dass die Patienten einen längerfristigen Therapieplan vorlegen können. Nur in Ausnahmefällen wird es künftig mehr als eine Tagesdosis geben, die damit verbundene "Auseinzelung" der Tabletten aus der Verpackung soll den Apothekern abgegolten werden. (red, DER STANDARD, 4.5.2012)