Wien - Der Bawag-II-Prozess wird weiter ohne Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner geführt - und auch sein Nachfolger Johann Zwettler wird nicht so schnell als Zeuge aussagen. Elsner liegt im Wilhelminenspital. Nachdem er zu seiner Einvernahme am Mittwoch nicht erschienen war, bekam er noch am Nachmittag Besuch von Günter Steurer.

Das ist jener Uni-Professor und kardiologische Sachverständige, der beim gesamten Bawag-I-Verfahren dabei war. Er stellte nun Elsner im Auftrag von Richter Christian Böhm die neue Ladung zu, "wenngleich Elsner die Annahme verweigert hat", wie Böhm am Donnerstag berichtete. Und: Steurer habe festgestellt, dass der 76-Jährige "tatsächlich an Herzrhythmusstörungen leidet".

Richter hofft auf Zwettlers Gesundung

Der neue Zeitplan: Elsner wird untersucht, frühestens am Wochenende ist mit Befunden zu rechnen. Nächste Woche soll Steurer im Auftrag des Gerichts ein Gutachten zur Verhandlungsfähigkeit des Ex-Generaldirektors vorlegen. Er ist in der Causa Bawag rechtskräftig zu zehn Jahren Haft verurteilt; nun soll er sich auf Bawag-Antrag wegen seiner Pensionsabfindung verantworten. Aus der Haft wurde der Herzkranke wegen Haftunfähigkeit entlassen; nun wird das Gericht auf Basis eines bereits vorliegenden neuen Gutachtens entscheiden, ob er immer noch nicht hafttauglich ist.

Haftunfähig ist auch Zwettler; er hat fünf Jahre ausgefasst und sollte heute, Freitag, als Zeuge zu den Kreditvergaben an Flöttl aussagen. Auch daraus wird nichts. Der 70-Jährige wurde am Mittwoch ins AKH eingeliefert, wie sein Anwalt Mario Schmieder auf Anfrage sagt: " Angesichts der Aufregung über das laufende Verfahren hat sich seine psychische Erkrankung weiter verschlechtert." Zwettler wird nun erst um den 21. Mai vor Gericht erwartet. (Renate Graber, DER STANDARD, 4.5.2012)