Zwei Männer des Wortes wurden am heutigen Mittwochvormittag im Wiener Rathaus mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien geehrt: Peter Huemer, langjähriger ORF-Journalist und Historiker, sowie der Kunsthistoriker, -kritiker und Schriftsteller Wieland Schmied. Beide stünden für "den niemals antiquierten Begriff der Aufklärung", wie Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny betonte. "Solche Persönlichkeiten, die auch Kritik üben, sind sehr wichtig."

ORF-Moderator Armin Wolf hob in seiner Laudatio auf den am 11. Juli 1941 in Linz geborenen Huemer dessen Verdienste für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hervor, habe er doch als "legendärer langjähriger Leiter" den "Club 2" geprägt, mit "Im Gespräch" eine der erfolgreichsten Abendsendungen auf Ö1 verantwortet und nehme vor allem bei "völliger Abwesenheit von Zynismus" sein Gegenüber ernst. Dass der "exzellente Schreiber" vom ORF mit 60 in Pension geschickt wurde, gehört für Wolf "nicht nur zu den schändlichsten Kapiteln in der Geschichte dieses Unternehmens sondern auch zu den ganz besonderen Dummheiten".

Für politische Unabhängigkeit stark gemacht

Angesichts der von Bundeskanzler Werner Faymann angekündigten ORF-Reform und der postulierten Zielsetzung den ORF vor "falscher Einflussnahme" schützen zu wollen, setzt Wolf auch auf Huemer, wenn es darum geht, "der Regierung klar zu machen, dass sie es mit der richtigen Einflussnahme auf den ORF erst gar nicht probieren soll". Schließlich habe sich dieser etwa mit den Plattformen "SOS ORF" und "Rettet den ORF!" für politische Unabhängigkeit stark gemacht. Der Ausgezeichnete selbst nutzte die Ehrung zur Reflexion über Wien und hob die Umbenennung des Karl-Lueger-Rings hervor, wofür er sich"im Namen aller Wienerinnen und Wiener herzlich bedanken möchte".

Hermann Nitsch wiederum freute sich über die Ehre, sich "als Künstler bei einem Mann zu bedanken, der so oft über uns von berufenster Seite geschrieben hat". Der am 5. Februar 1929 in Frankfurt am Main geborene Schmied, der im Alter von zehn Jahren mit seiner Familie nach Wien übersiedelte und sich etwa als langjähriger Leiter der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg profilierte, sei selbst "ein Sprachkünstler". "Er ist ein Mann, der in allen Medien zu Hause ist, und sich immer als erster für Neues einsetzt. Du hast eine Epoche geprägt und vieles aus uns herausgelockt." Schmied wiederum zeigte sich sehr gerührt von der Auszeichnung und äußerte "große Bedenken, dass ich für Hermann Nitsch und andere Künstler viel, viel zu wenig getan habe. Das ist ein Gedanke, der mich nicht mehr loslässt." (APA, 2.5.2012)