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Die Polizei versuchte zu überprüfen, ob der Agent sich möglicherweise selbst in der Sporttasche eingeschlossen hatte.

Foto: Reuters/Handout

London - War es der perfekte Mord an einem Geheimdienstagenten oder nur ein bizarrer Sex-Unfall mit tödlichem Ausgang? Der Tod eines 31 Jahre alten Agenten des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 wird wohl auf ewig ungeklärt bleiben. Eine Richterin schloss am Mittwoch die Akten mit dem Urteil "ungeklärt". "Die Umstände werden wohl nie zufriedenstellen geklärt werden können", sagte Richterin Fiona Wilcox. Erst Ende April war die Untersuchung gestartet worden.

Die bereits zum Teil verweste Leiche des begabten Code-Knackers und Dechiffrier-Experten war im August 2010 in seiner Wohnung im Londoner Stadtteil Pimlico gefunden worden - eingepackt in eine große Sporttasche, die mit einem Vorhängeschloss verschlossen war. Die Eltern des Toten vermuteten die "schwarzen Künste" des Geheimdienstes hinter dem Tod ihres Sohnes. Die Richterin bemängelte, der Geheimdienst habe nicht wie gewünscht Fakten für die Ermittlungen geliefert.

Vorliebe für Fesselspiele

Nachdem die Leiche gefunden war, konnten die Ermittler die Todesursache nicht feststellen. Der Körper wies weder Verletzungen noch Vergiftungen auf. Wenige Stunden nach Auffinden der Leiche hatte es nach einem Bericht des "Daily Telegraph" bereits ein Treffen von Geheimdienstmitarbeitern und Scotland Yard gegeben. Dem Bericht zufolge ermittelt auch die US-Bundespolizei FBI. Angeblich hatte das US-Außenministerium darum gebeten, mögliche, die USA betreffende Ermittlungsergebnisse unter Verschluss zu halten. Der Agent hatte auch mit US-Geheimdiensten zu tun.

21 Monate untersuchte die Polizei den Fall. Dabei versuchten mehrere Polizisten bis zu 100 mal, selbst in die Tasche zu klettern. Einigen gelang dies, jedoch konnte keiner auch noch das Vorhängeschloss verriegeln. Richterin Fiona Wilcox kam deswegen zu dem Entschluss, es sei "extrem unwahrscheinlich", dass er selbst in die Tasche geklettert sei.

Allerdings wurde bei den Untersuchungen auch eine gewisse Vorliebe für Fesselspiele des 31-Jährigen deutlich. Ein früherer Vermieter gab bei der siebentägigen Gerichtsanhörung an, er habe vor Jahren einmal nachts um Hilfe gerufen. Als der Vermieter dann in die Wohnung ging, war er ans Bett gefesselt und bat, losgebunden zu werden. (APA, 2.5.2012)