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Der saudische Außenminister Prinz Saud Al-Faisal und Vizekanzler Spindelegger bei der Unterzeichnung des Vertrags im Oktober 2011.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Wien - Der ehemalige stellvertretende Bildungsminister Saudi-Arabiens, Faisal Abdulrahman Bin Muaammar, ist zum interimistischen Generalsekretär des "Internationalen King Abdullah Bin Abdulaziz Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" ernannt worden. Als seine Stellvertreterin soll die ehemalige österreichische Justizministerin Claudia Bandion-Ortner (ÖVP) fungieren, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Faisal gilt als enger Vertrauter des saudischen Königs Abdullah und ist im Golfstaat für den gesellschaftlichen Dialog zuständig.

In einem Treffen von Vertretern der Außenministerien Spaniens, Österreichs und Saudi-Arabiens vergangene Woche in Madrid wurden die beiden mit der interimistischen Leitungsfunktion betraut, sagte Michael Goldinger, Pressebeauftragter des Dialogzentrums. Sie sollen in den kommenden Wochen die Koordinierungsfunktionen von den Außenministerien übernehmen und die Strategie sowie das Arbeitsprogramm des Zentrums entwerfen. Im Juni ist dann ein Treffen des Vorstandes, der aus Vertretern von Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus bestehen soll, in Wien geplant.

Heftige Kritik im Vorfeld

Der Vorstand sei beinahe komplett, fügte Goldinger hinzu, lediglich ein Vertreter des schiitischen Islams fehle noch. Die Vorstandsmitglieder seien alle auf Vorschlag der einzelnen Religionen nominiert worden, der Vertreter des Vatikans sei etwa jener, der auch für das Verhältnis zum Islam zuständig sei. Die Mitglieder des ebenfalls geplanten "Advisory Boards", eines gut 100-köpfigen Beratungsgremiums, stünden noch nicht fest. Die offizielle Eröffnung des Dialogzentrums sei für 26. November 2012 geplant.

Das im vergangenen Oktober von Österreich, Saudi-Arabien und Spanien gegründete Zentrum, das auf eine gemeinsame Idee zwischen dem saudischen König Abdullah und Papst Benedikt XVI. zurückgehen soll, war bereits Gegenstand heftiger Kritik gewesen. Da in der Übereinkunft über den Gründungsvertrag nicht von "Religionsfreiheit", sondern lediglich vom "Respekt zwischen den Religionen" die Rede war, vermuteten Kritiker, Saudi-Arabien wolle mit dem Dialogzentrum über die beinahe völlig fehlende Religionsfreiheit im eigenen Land hinwegtäuschen.

In dem Königreich ist die wahhabitische Auslegung des sunnitischen Islam Staatsreligion. Es gibt keine nicht-islamischen Gebetsstätten, die öffentliche Ausübung anderer Religionen als des Islam ist strikt verboten. Der saudische Großmufti Abdul Aziz al-Sheikh hatte zudem jüngst für Empörung gesorgt, als er zur Zerstörung aller Kirchen in den Golfstaaten aufrief. Die Schiiten, die nach Schätzungen rund 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen, dürfen zwar Moscheen unterhalten, sind aber umfangreichen Einschränkungen und Diskriminierungen unterworfen. (APA, 2.5.2012)