Aufsteigertum: Robert Pattinson bei der Arbeit.

Foto: EMW

Wien – Robert Pattinson hat es gut erwischt. Die Rolle des verständnisvollen Vampirs Edward in der Twilight-Saga brachte ihm ein festes Quartier in romantischen Mädchenherzen und finanzielle Unabhängigkeit. Doch – alte Vampirweisheit – wo viel Licht, da auch viel Schatten. Es ist stark anzunehmen, dass sich Robert Pattinson eine andere Berufsbezeichnung als "Twilight-Star" erträumt und in den Kritiken seiner Filme keine Wortspiele mehr lesen möchte, die mit Blutleere oder fehlendem Biss zu tun haben.

Mit Bel Ami, seinem neuesten Film, wird sich genau dies jedoch kaum vermeiden lassen. Dabei wäre die Ausgangssituation nicht schlecht gewesen. Mit Guy de Maupassants gleichnamigem Roman dient eine bissige Gesellschaftsstudie als Vorlage, die bereits mehrfach für erfolgreiche Verfilmungen – etwa 1939 mit Willi Forst oder 1949 mit George Sanders - herangezogen wurde. Mit Uma Thurman, Kristin Scott Thomas und Christina Ricci stehen zudem drei namhafte Schauspielerinnen bereit, um mit Pattinson, der sich hier in der Rolle des Georges Duroy im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts nach oben schläft, das Bett zu teilen. Gegen das schwache Drehbuch von Rachel Bennette haben sie und das uninspirierte Regie-Duo Declan Donnellan und Nick Ormerod jedoch allesamt keine Chance.

Keiner der Charaktere bekommt die Möglichkeit, ein wenig Tiefe oder eine nachvollziehbare Entwicklung zu zeigen. Der Fokus bleibt allein auf den mäßig raffinierten Aufrissgeschichten Duroys, eine parallel stattfindende politische Intrige wird nur äußerst schludrig integriert. Die der Geschichte ursprünglich innewohnende Sozialkritik verflüchtigt sich, die Frage, warum man sich für das Schicksal des attraktiven Emporkömmlings interessieren sollte, bleibt unbeantwortet.

Lediglich für die Fans Pattisons ist der Film wohl ein Fest. Ob adrett im Zwirn oder blankbrüstig beim Rummachen, in jeder Szene wird ihr Liebling anschmachtbereit präsentiert. Dabei gelingt ihm zwar keine wirklich überzeugende Darstellung, vorzuwerfen ist ihm dies jedoch nur bedingt. So scheitert etwa auch Kristin Scott Thomas daran, die Verwandlung der verzopften Madame Walter in eine kichernde Sugar-Mommy einigermaßen plausibel erscheinen zu lassen. Uma Thurman (tough) und Christina Ricci (kulleräugig) wirken in ihren Rollen weniger befremdlich. Auf der Habenseite des Films bleibt maximal die üppige Ausstattung, für die selbst die Clochards geschmackvoll an die Hauseingänge gelehnt wurden. (Dorian Waller, DER STANDARD, 2.5.2012)