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Wer nicht aufpasst, schaut durch die Finger.

Foto: APA/Stefan Sauer

Wenn die Finanzmarktaufsicht (FMA) vor Einhörnern warnt, ist das kein Aprilscherz, sondern ein Grund zur Besorgnis. Unicorn Finance Group, Sumitomo Global oder London International, Inc - hinter diesen Namen verstecken sich im schlimmsten Fall Schneeballsysteme, Pyramidenspiele oder Boiler Rooms, denen man als Anleger besser aus dem Weg geht.

Die FMA warnt laufend vor solchen betrügerischen Firmen. Darunter fallen Kredinstitute, Investmentfonds und andere Finanzunternehmen, die sich der üblichen Aufsicht entziehen und keine entsprechende Konzession für Geschäfte in Österreich haben. Sie bringen Anleger dazu, immer höhere Beträge zu investieren und machen sich dann mit dem Geld aus dem Staub. Beispielsweise wird man zu einem Investment auf Probe in unbekannte Aktien überredet, oder es wird eine Anlage als "Geheimtipp" verkauft. Nach einiger Zeit bricht die Firma den Kontakt aber ab und das Geld ist verschwunden.

Ähnlich ist es bei sogenannten Boiler Rooms. Über Telefonzentralen werden Anrufe getätigt und die nichtsahnenden Anleger überredet, bis sie investieren. Dem folgen gefälschte Auszüge über ein fingiertes Depot. Will man später sein Geld wiederbekommen, wird man mit Ausreden konfrontiert. Der Schaden in Österreich wird von der FMA insgesamt mit 750 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Vorschussbetrug, Phishing oder Scalping - hinter all diesen Begriffen verstecken sich ähnlich opportunistische Firmen mit leeren Versprechen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Hohe Renditen als Alarmsignal

Erkennen kann man betrügerische Firmen relativ schnell. Martin Korntheuer, Konsumentenschützer bei der Arbeiterkammer (AK), sieht im Gespräch mit derStandard.at vor allem unrealistische Renditeversprechen als einen Indikator dafür: "Wenn man deutlich höhere Versprechungen als den marktüblichen Zins bekommt und keine Informationen über das Risiko, dann ist das ein Anzeichen für einen unseriösen Anbieter." 

Das Problem liege oft nicht darin, dass keine Konzession vorhanden ist, sondern, dass schon in der Beratung nicht ausreichend auf das Risiko hingewiesen werde. "Wenn alles schöngeredet wird, ist das ein Alarmsignal", sagt Korntheuer. "Man unterschreibt, weil man dem Berater vertraut. Das ist dann vor Gericht schwierig zu beweisen." Agieren die Firmen zusätzlich aus dem Ausland, verschärft sich die Situation, weil der Rechtsweg kompliziert ist: "Das Geld zurückzubekommen ist dann schwierig, wenn nicht sogar unmöglich", sagt Korntheuer.

Auch für Karin Baronyai vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) liegt es an den leeren Versprechen: "Wenn Renditen jenseits der zehn bis 15 Prozent versprochen werden, ist das einfach unrealistisch. Es können auch gute Firmen ein unseriöses Produkt verkaufen." 

Sowohl der VKI als auch die AK haben immer stärker mit sogenannten Finanzsanierungsunternehmen zu tun. Das sind Anbieter, die sich als Kreditvermittler ausgeben. Dem Kunden wird dabei ein Kredit versprochen, um Schulden zu ordnen oder einen Konkurs zu erledigen. Dazu kommt es jedoch nicht. Die in Aussicht gestellte Finanzierung kommt nicht zustande, der Kunde bleibt dennoch auf den Kosten sitzen. Auch hier ist es im Nachhinein schwierig, den Rechtsweg zu bestreiten.

Warnungen im Netz

Die Namen solcher Firmen werden je nach Aufkommen auf der Website der FMA publiziert und in der Datenbank gespeichert. Die gesetzlichen Regelungen dafür finden sich im Bankwesengesetz (BWG), Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG), Wertpapieraufsichtsgesetz (WAG). Dabei wird zwischen nationalen und internationalen Warnmeldungen unterschieden. Etwa 51 nationale Warnungen waren es 2011, der aktuelle Stand 2012 sind elf Meldungen. Zusätzlich werden die Hinweise im Amtsblatt der Wiener Zeitung geschaltet.

Die FMA geht dabei neben eigenen Beobachtungen Hinweisen von Anlegern nach und prüft dementsprechend. "Für nationale Warnmeldungen bekommen wir hauptsächlich Hinweise. Auch international sind wir gut mit den Behörden vernetzt. Das wird dann auf der Website veröffentlicht und Google findet es, wenn jemand nach dem Firmenwortlaut sucht", sagt Berthold Unterweger von der FMA gegenüber derStandard.at.

International vernetzt sich die FMA mit Schwesternbehörden, die Hinweise liefern. In den ersten Monaten dieses Jahres wurden bereits 168 Meldungen veröffentlicht, 2011 waren es insgesamt 520. 

Strafen zwischen 35.000 und 50.000 Euro

Für inländische Verfahren werden Verwaltungsstrafen zwischen 35.000 und 50.000 Euro durchgesetzt. Es ist aber für die FMA durchaus schwierig, die betrügerischen Firmen zu erwischen, sagt der Pressesprecher der FMA, Klaus Grubelnik: "Sanktionen können wir nicht durchsetzen, weil das zu 90 Prozent Firmen sind, die im Ausland sitzen. Die größte Sanktion ist daher die Veröffentlichung."
Um sich wirklich davor zu schützen, darf man sich nicht nur auf die Beratung verlassen, man muss auch das Produkt genau prüfen, welches gekauft wird. "Vieles muss man ganz einfach aufmerksam lesen", sagt Baronyai vom VKI. (Clemens Triltsch, derStandard.at, 2.5.2012)