Krass und gut: Wien feiert seine Haus- und Hofbesetzer. "Besetzt!", die neue Schau im Wien-Museum. Es ist eine wunderbare Ausstellung, weil sie eine in Vergessenheit geratene Geschichte sichtbar macht: Wie rebellische Jugendbewegungen seit den siebziger Jahren Wien verändert haben. Vor allem: Wiens "wilde Jahre" zu Beginn der achtziger Jahre, die wohl für diese Stadt und ihre Subkulturen viel wichtiger waren als die Jahre '68 ff.

Ohnehin wird die Geschichte von Freiheitsbewegungen, Gegenkulturen und Emanzipationsbestrebungen heutzutage viel zu selten erzählt - egal, ob es die der frühen Arbeiterbeweung im 19. Jahrhunderts ist, die des Roten Wiens der 1920er Jahre, oder eben die der Jugendrevolte ab den Siebzigern.

Denn auch, wenn solche Bewegungen an den Zielen scheitern mögen, die sie sich selbst setzen, sind sie doch Motor von Veränderungen. Sie historisch zu dokumentieren, ist keine Nostalgie. "Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe der Streichhölzer", hieß es unlängst im "Tatort". Ein schöner Satz.