Die "Home-Lense" von Unity konzentriert sich jetzt auf die zuletzt benutzten Programme und Dokumente.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Im Bereich Installation gibt es mit Ubuntu 12.04 keine sichtbaren Veränderungen zur Vorgängerversion.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die neue Alt+Tab-Ansicht bei Ubuntu.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit "Precise Pangolin" gibt es für einige weitere Programme Quicklists im Unity-Launcher, hier am Beispiel des Videoplayers Totem.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Rhythmbox erobert sich den Platz als Default-Musikplayer von Banshee zurück.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das auch optisch leicht angepasste GNOME Kontrollzentrum in Ubuntu 12.04.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Video-Lense von Unity, einige Online-Inhalte sind hier schon von Haus aus "empfohlen".

Screenshot: Andreas Proschofsky

Beim Drücken der Super/Windows-Taste wird nun eine Liste mit Tastatur-Shortcuts dargestellt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Unity unterstützt bereits das neue App-Menü von GNOME 3.4, hier am Beispiel des Web-Browsers Epiphany.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Nach der Installation des Pakets "gnome-panel" steht eine klassische GNOME-Session beim Login zur Wahl.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine der Stärken von Unity ist und bleibt die Suchfunktion, die sowohl Anwendungen als auch Dokumente durchsucht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Verbesserungen gibt es bei der Unterstützung von mehreren Monitoren, bei den betreffenden Einstellungen kann nun festgelegt werden, ob der Launcher-Bereich nur auf dem ersten oder auf allen Bildschirmen angezeigt werden soll. Einmal mehr zeigt sich dabei aber die Problematik von Binärtreibern, nutzt man etwa den Treiber von Nvidia ist die Darstellung alles andere als korrekt oder logisch.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der Ubuntu-One-Client wurde auf Basis von Qt vollkommen neu geschrieben.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der Login-Manager LightDM wurde optisch ebenfalls leicht angepasst.

Screenshot: Andreas Proschofsky

"Release early, release often" ("Veröffentliche früh und oft"), nennt sich einer der meistzitierten Ratschläge im Zusammenhang mit Open-Source-Entwicklung. Mit dieser Philosophie im Hinterkopf hat es sich eingebürgert, dass Linux-Distributionen deutlich öfter neue Versionen freigeben, als es bei kommerziellen Betriebssystemen der Fall ist. So gibt es denn auch mit schöner Regelmäßigkeit alle sechs Monate eine neue Ausgabe von Ubuntu, der seit Jahren unter PrivatanwenderInnen am meisten genutzten Linux-Distribution. Eine Geschwindigkeit, mit der jedoch gerade KundInnen aus dem Unternehmensbereich nur schwer mithalten können. Auf dieser Erkenntnis fußend, hat sich Hersteller Canonical dazu entschlossen, jede vierte Ausgabe besonders zu behandeln, und zwar als "Long Term Support"-Release (LTS), die deutlich länger mit Updates versorgt wird als "normale" Ubuntu-Ausgaben.

Precise Pangolin

Mit Ubuntu 12.04 ist es nun wieder einmal soweit, eine neue LTS steht ab sofort zum Download bereit - und diese hat gleich in mehrerer Hinsicht einen besonderen Stellenwert. So ist "Precise Pangolin" - wie der gewohnt verspielte Codename von Ubuntu 12.04 lautet - die erste LTS, bei der auch die Desktop-Ausgabe fünf (bisher: drei) Jahre lang mit Updates versorgt werden soll. Vor allem aber ist sie die erste langfristig ausgelegte Release, die mit Ubuntus eigener Unity-Oberfläche ausgeliefert wird.

Feinschliff

Zumindest das Timing scheint schon mal zu stimmen: Waren die letzten Ausgaben von Ubuntu größeren Umbauten an der Desktop Experience gewidmet - samt all den damit einhergehenden Problemen - konnte man sich in der Entwicklung von "Precise Pangolin" ganz auf den Feinschliff konzentrieren. Besonders gut zeigt sich dieser Ansatz an der Desktop-Shell Unity selbst, die in der neuen Version also vor allem mit Detailverbesserungen aufwarten kann. So ist die "Auto-hide"-Funktion des Unity-Launchers nun von Haus aus deaktiviert. Bisher wurde der Launcher bei Bedarf automatisch ausgeblendet, um den Bildschirmplatz optimal ausnutzen zu können, was aber offenbar von so manchen NutzerInnen als verwirrend wahrgenommen wurde. Wer mit dieser Einschätzung nicht übereinstimmt, kann das alte Verhalten allerdings manuell wieder aktivieren, und zwar mittels der neuen Unity-Optionen bei den "Erscheinungsbild"-Einstellungen

Home

Für eine konzeptionelle Änderung hat man sich bei der "Unity Home Lense" entschieden, also jenen Information, die dargestellt werden, wenn der Ubuntu-Knopf im linken oberen Eck gedrückt wird. Hier hatte man bisher eine etwas beliebig ausgewählt wirkende Darstellung der "wichtigsten" Anwendungen platziert. Angesichts dessen, dass der Unity-Launcher selbst ohnehin schon eine frei definierbare Liste von "Favoriten" darstellt, war dies also eigentlich eine Duplizierung bereits vorhandener Funktionalität. Dies scheint man mittlerweile auch bei Canonical so analysiert zu haben, jedenfalls werden an dieser Stelle nun ausschließlich die zuletzt benutzten Dateien dargestellt. Die wichtigste Funktion ist aber wohl ohnehin das über all dem platzierte Suchfenster, über das sich Inhalte aller Art - von Anwendungen und Dokumenten bis zu Musik und Videos - durchstöbern lassen.

Globales Menü

Eines der mit Unity einhergehenden Konzepte ist jenes des "globalen Menüs", also dass Menüeinträge - wie etwa bei Mac OS X - über das Panel statt direkt bei der betreffenden Anwendung verfügbar sind. Sicherlich einer der umstrittensten Punkte der aktuellen Ubuntu-User-Experience, auch weil man es bis heute nicht geschafft hat, dies vollständig konsistent umzusetzen. Und das ändert sich leider auch mit Ubuntu 12.04 nicht, verweigert doch LibreOffice weiterhin die Zusammenarbeit mit dem "globalen Menü". Gut mitgedacht haben die EntwicklerInnen hingegen an anderer Stelle: Beim Start einer Anwendung wird nun das Menü kurz im Panel eingeblendet, um einen Hinweis zu geben, wo die entsprechenden Einträge künftig zu finden sind. Immerhin werden diese in Folge ja nur dargestellt, wenn der Mauszeiger ins Panel bewegt wird, was gerade am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Vermischtes

Zu den weiteren kleinen Verbesserungen von Unity gehört die Aufnahme von "Quicklists" für eine Reihe von Anwendungen. So kann dann beispielsweise der Videoplayer Totem direkt über das Kontextmenü seines Eintrags im Launcher-Bereich gesteuert werden. Beim Nautilus wiederum gibt es den Schnellzugriff auf einige gebräuchliche Verzeichnisse. Ebenfalls nett: Bei der Installation einer neuen Anwendung über das Software Center wird das zugehörige Icon mit einer kleinen Animation in den Launcher-Bereich verschoben. Und wer die Super/Windows-Taste länger gedrückt hält, bekommt jetzt eine Übersicht gebräuchlicher Tastatur-Shortcuts präsentiert.

Das HUD

Neben all dem Feinschliff gibt es aber auch einen größeren Neuzugang zu Unity: Mit dem HUD sollen das Aufspüren von Menüeinträgen sowie das Ausführen alltäglicher Tasks gleichermaßen beschleunigt werden. Und das geht so: Nach einem kurzen Druck auf die Alt-Taste wird das HUD in Form eines Texteingabefensters über das aktuell im Vordergrund befindliche Programm eingeblendet. In Folge können die Menüs der entsprechenden Anwendung per Tastatureingabe durchforstet werden. Wer also etwa weiß, wie eine spezifische Funktion heißt, muss meist nur ein paar Buchstaben tippen und dann die richtige Option anwählen. Im Alltag erweist sich dies tatsächlich als sehr flotte Alternative zum Aufspüren der Menüeinträge per Maus. Und eine solche soll es auch bleiben, das HUD versteht sich insofern als Ergänzung und nicht als Ersatz für bisherige Konzepte.

Systemweite Aktionen

Neben dem Zugriff auf Menüeinträge erlaubt das HUD auch das Aufrufen diverser desktopweiter Aktionen, darunter die Veränderung des Instant-Messenger-Status, die Suche nach verfügbaren Updates oder auch das Ausschalten des Rechners. Aber so nützlich das alles zugegebenermaßen ist, konzeptionell macht dies nur begrenzt Sinn, immerhin werden hier anwendungsspezifische mit desktopweiten Tasks vermischt. Und zwar ohne jegliche grafische Unterscheidung, Systempunkte tauchen dann wild gemischt mit Anwendungsoptionen in einer Liste auf.

Probleme

Die aktuelle Implementation weist allerdings noch so manch anderes Defizit auf, das wohl schwerwiegendste: Das HUD funktioniert nur mit jenen Anwendungen zusammen, die auch das globale Menü unterstützen, womit einmal mehr LibreOffice ausgespart bleibt - und damit eine Anwendung die mit seiner komplexen Menüstruktur wohl besonders von solch einem Ansatz profitieren könnte. Im Test haben sich zudem diverse Fokus-Probleme des HUD gezeigt, immer wieder passiert es mal, dass ein aufgerufenes Einstellungsfenster im Hintergrund geöffnet wurde. Zudem ergibt es wenig Sinn, dass das HUD auch bei leerem Desktop aufgerufen werden kann. Werden dann doch diverse Optionen des Dateimanagers Nautilus angeboten, die aber ohne geöffnetes Fenster alle keinen Sinn ergeben - und entsprechend auch ins Leere laufen.

Auswahl

Wie schon von den Vorgängerversionen gewohnt gibt es wieder zwei Versionen von Unity, eine für Rechner mit funktionstüchtiger Grafikhardwarebeschleunigung - und eine für Installationen, die diese Anforderung nicht erfüllen. Dabei wurde Unity 2D mittlerweile größtenteils an die "Vollversion" angepasst, unterscheidet sich grafisch auf den ersten Blick also kaum mehr. Eine neue Funktion ist allerdings dem "großen" Unity vorbehalten, und zwar ein grafisch vollständig neu gestalteter Alt+Tab-Dialog. Dabei werden mehrere Fenster einer Anwendung jetzt zu einem Eintrag zusammengefasst und erst bei der Anwahl getrennt dargestellt - das dafür dann gleich mit Vorschaugrafik. Ebenfalls neu ist, dass beim Aufruf von Alt+Tab nur mehr jene Anwendungen gelistet werden, die auf dem gerade aktiven Workspace zu finden sind, erst mit Ctrl+Alt+Tab gibt es dann wirklich alle aktuell geöffneten Programme zu sehen.

GNOME-Basis

Auch wenn Ubuntu mittlerweile die Eigenentwicklung Unity in den Vordergrund stellt, kann dies doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein großer Teil des Ubuntu-Desktops weiterhin dem GNOME-Projekt entstammt. Und in dieser Hinsicht gibt es durchaus Erfreuliches zu vermelden: Entgegen den noch vor einigen Monate kommunizierten Plänen sind die entsprechenden Anwendungen weitestgehend auf dem aktuellen Stand - also GNOME 3.4 - angekommen. Ubuntu 12.04-NutzerInnen dürfen sich damit über so manche der in der neues GNOME-Release enthaltene Verbesserung freuen, etwa die Undo-Funktion im Dateimanager Nautilus. Eine Ausnahme in Sachen Aktualität bildet der Videoplayer Totem: Da dieser in aktuellen Versionen die 3D-Bibliothek Clutter benötigt, ist Ubuntu bei der Version 3.0 stehen geblieben. Immerhin will man die für Clutter nötige Hardwarebeschleunigung nicht zur Voraussetzung für das eigene System machen.

Integration mit GNOME 3.4

Dafür fällt positiv auf, dass Unity bereits mit dem neuen App-Menü-Konzept von GNOME 3.4 umgehen kann, bei entsprechenden Anwendungen dies korrekt im Panel darstellt. Zwar befindet sich derzeit noch kein entsprechend angepasstes Programm in der Default-Installation von Ubuntu, NutzerInnen von Epiphany/Web, GNOME Documents oder GNOME Contacts werden diesen Schritt aber sicher zu schätzen wissen. Ebenfalls sehr erfreulich ist, dass die GNOME Shell in der aktuellen Version 3.4 als Desktop-Alternative in den Repositories von Ubuntu zur Verfügung steht. Hier hatte es ebenfalls lange den Anschein gemacht, als müssten sich Ubuntu-NutzerInnen mit einer älteren Version zufrieden geben.

Einstellungsfragen

Vom GNOME-Projekt übernimmt Ubuntu unter anderem das Tool für die Systemeinstellungen, mit der neuen Version hat man dies bei Ubuntu ein Stück weiter den eigenen Bedürfnissen angepasst. Rein optisch fällt auf, dass die Icons größer gemacht wurden, was durchaus gefällt, auch wenn dies UserInnen mit niedriger Bildschirmauflösung durchaus anders sehen könnten. Wichtiger sind aber wohl ohnehin die funktionellen Änderungen, neben den schon angesprochenen Unity-Optionen gibt es auch einige neue Einstellungen für die Multi-Monitor-Unterstützung, etwa zur Klärung der Frage, ob der Launcher nur auf dem ersten oder auf allen Bildschirmen dargestellt werden soll.

Privacy

Als sehr mächtiges Tool erweisen sich die frisch hinzugekommenen Privacy-Einstellungen, die festlegen, welche "Events" vom Logging-Framework "Zeitgeist" festgehalten werden dürfen. So können etwa ganze Typen von Aktivitäten, aber auch einzelne Verzeichnisse oder Anwendungen prinzipiell ausgenommen werden. Zudem ist es möglich die Tätigkeiten der letzten Stunde oder auch gleich der ganzen Woche dem kollektiven Vergessen anheim fallen zu lassen. Ebenfalls neu ist ein Link auf den Landscape-Client, den Canonical für die Administration größerer Installationen - also vornehmlich den Unternehmenseinsatz - vorgesehen hat. Dieser ist kostenpflichtig, und von Haus aus auch gar nicht installiert, insofern ist die Platzierung des Links je nach Blickpunkt entweder als Service oder als Werbung zu sehen.

Ubuntu One

Ein weitere Einstellungspunkt führt zum Ubuntu-One-Client, also der lokalen Verbindung zu Canonicals Cloud-Service. Das entsprechende Tool wurde vollkommen neu gestaltet, was auch deswegen von Interesse ist, weil der Hersteller dabei erstmals (jenseits von Unity2D) das aus dem KDE-Umfeld stammende Qt statt dem GNOME-eigenen GTK+ verwendet hat. Weitere Modifikationen gegenüber dem Upstream-GNOME: Die Sound-Einstellungen wurden teilweise umdesignet, und statt den eigenen Druckereinstellungen des GNOME Control Centers setzt Ubuntu weiterhin auf system-config-printer, was allerdings durchaus verständlich ist, bietet dies doch auch (noch) mehr Möglichkeiten. Die GNOME Online Accounts - als zentraler Anknüpfungspunkt für Online-Services - sind hingegen nur mehr versteckt installiert, also nicht mehr in den Einstellungen gelistet. Angesichts der bei der Vorgängerversion bekrittelten, äußerst mangelhaften Integration dieses Services in Ubuntu, die mehr Verwirrung als konkreten Nutzen gebracht hat, eine durchaus richtige Entscheidung.

Rhythmbox > Banshee > Rhythmbox

In Fragen Softwareausstattung hat sich bei Ubuntu 12.04 auch wieder so manches getan: Statt Banshee übernimmt nun Rhythmbox die Rolle des Musik-Players - womit man wieder bei der ursprünglich von Ubuntu favorisierten Lösung angekommen wäre. Grund dafür ist vor allem, dass sich noch immer keine GTK+3-Portierung von Banshee abzeichnet, und man die alten Libraries gerade für eine LTS-Ausgabe nicht ewig mitschleppen will. Zudem gibt es noch immer keine voll funktionstüchtige Portierung von Banshee für die ARM-Architektur - und gerade diese wird für Canonical angesichts der zunehmenden Aktivitäten jenseits des Desktops immer wichtiger. Parallel zu Banshee wurden mit Tomboy und Gbrainy auch noch die zwei anderen zuletzt verbliebenen Mono-basierten Anwendungen entfernt - womit das freie .Net nun zur Gänze aus dem Default-Install geflogen ist.

Software

Noch ein paar Softwareeckdaten: Als Browser kommt Firefox 11 zum Einsatz, LibreOffice ist in der Version 3.5.2.2 enthalten. Der Grafikserver ist mit der Version 1.11 eigentlich nicht mehr ganz auf dem aktuellen Stand, Canonical hat hier aber die Multitouch-Unterstützung von X.org 1.12 zurückportiert. Dazu passend gibt es übrigens auch einen verbesserten Support für Clickpads. Zentraler Bestandteil von Ubuntu 12.04 ist der Kernel 3.2, für den Canonical die Stromspartechnik RC6 aktiviert hat, womit auf aktuellen Intel-Systemen das eine oder andere Watt gespart werden kann.

Zum Abschluss noch ein kleiner Tipp, für alle, die trotz den aktuellen Fortschritten so gar nicht mit Unity zurechtkommen. Mit dem aktuellen Ubuntu kann relativ einfach eine "klassische" GNOME-Experience genutzt werden. Dazu einfach das Paket "gnome-panel" installieren, anschließend am Login-Screen die GNOME-Session auswählen - und schon befindet man sich in einer Umgebung, die früheren Ubuntu-Versionen zum Verwechseln ähnlich sieht. Außerdem gibt es - wie weiter oben schon angedeutet - auch die Option die aktuelle GNOME Shell als Desktop zu nutzen. Wer dies vorhat, sollte aber eventuell lieber gleich über einen Wechsel zu Fedora nachdenken, dort ist der GNOME3 wesentlich besser integriert - und somit in der Alltagsnutzung schlicht konsistenter.

Fazit / tl;dr

Für die letzten beiden Ausgaben von Ubuntu musste Hersteller Canonical - auch an dieser Stelle - einige Kritik einstecken, zu unfertig und instabil war der Unity-Desktop in vielerlei Hinsicht. Gerade unter diesem Blickwinkel gilt es dem Softwarehersteller Respekt zu zollen, für Ubuntu 12.04 hat man nämlich genau das gemacht, was dringend nötig war: Einen gesamten Entwicklungszyklus der Fehlerbereinigung zu widmen, hier und da konzeptionelle Korrekturen vorzunehmen und Inkonsistenzen auszuräumen - auf große Umbauten aber zu verzichten. In Summe erweist sich "Precise Pangolin" somit als die erste wirklich gelungene Ubuntu-Version seit dem Umstieg auf Unity. Dieses bleibt natürlich weiterhin Geschmackssache, aber das gilt ohnehin für jeden Desktop - und am Ende des Tages stehen in der freien Softwarewelt wirklich genügend Alternativen zur Wahl.

Zukunft

Die Pläne von Canonical enden aber nicht mit Ubuntu 12.04, hat sich das Unternehmen doch bereits äußerst ambitionierte Ziele für die Zukunft gesetzt. Geht es nach dem Willen des Herstellers soll Ubuntu künftig neben dem klassischen Desktop auch Fernseher und Mobiltelefone erobern. In Summe erhofft sich Projekt-Gründer Shuttleworth alleine für das laufende Jahr 20 Millionen neue Ubuntu-NutzerInnen, bis 2015 sollen dann gar schon 200 Millionen Personen die Linux-Distribution nutzen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 26.04.12)