"Ein Labor ist nichts Spannendes", sagt "Science Buster" Werner Gruber zum SCHÜLERSTANDARD und zeigt dennoch stolz seinen Arbeitsplatz. Noch wohler würde er sich aber auf einer Bühne in Las Vegas fühlen. Bühnenerfahrung sammelte er im Rabenhof-Theater und im ORF.

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SCHÜLERSTANDARD: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Physik humorvoll zu unterrichten?

Werner Gruber: Die Geschichte der Science Busters ist eine oft erzählte und oft missverstandene. Mit der Volkshochschule veranstalteten mein Kollege Heinz Oberhummer und ich vier Vorträge zu jeweils fünf Stunden - ohne Pause. Daraufhin meinte er, wir bräuchten einen Moderator und müssten das Konzept ändern. Wir hatten aber keine Ahnung von Theater und wollten uns Rat bei einem Schauspieler holen, jemandem der witzig ist. Wir hatten die Telefonnummer von Martin Puntigam und haben ihn angerufen und um Hilfe gebeten. Ein halbes Jahr später hatten wir auf der Technischen Universität einen Vortrag. Da hat es aber noch nicht so funktioniert, wie es sollte. Am dritten Abend probierten wir neue Sachen aus. Martin Puntigam sprach schließlich den Direktor des Rabenhof-Theaters an, er solle uns eine Chance geben.

SCHÜLERSTANDARD: Sie haben also bei einem Kabarettisten nachgefragt, um das Programm vielseitiger zu gestalten?

Gruber: Wir brauchten jemanden, der Struktur hineinbringt, der moderieren kann und sich mit Theater auskennt. Alles was in der Aufführung vorkommt, hat seinen Grund. Martin Puntigam symbolisiert den Ahnungslosen und stellt Fragen, die eigentlich aus dem Publikum kommen.

SCHÜLERSTANDARD: Wollten Sie vor den "Science Busters" schon etwas Ähnliches machen?

Gruber: Die Öffentlichkeitsarbeit hat mich schon immer gereizt, aber die Science Busters sind passiert. Nach dem Studium hat es ein Projekt gegeben, bei dem Universitätslektoren Vorträge in Volkshochschulen hielten. Das Projekt gibt es jetzt seit zwölf Jahren und konzentriert sich immer noch darauf, Universitätswissen an die Öffentlichkeit zu tragen. Um ehrlich zu sein, tat ich das hauptsächlich für das Geld. Damals, als Universitätslektor, habe ich extrem wenig verdient. Da traf sich einfach Geld mit Interesse.

SCHÜLERSTANDARD: Ihr Programm, wird oft als Ersatz zum konventionellen Schulunterricht gesehen. Haben Sie jemals daran gedacht, selbst als Lehrer zu arbeiten?

Gruber: Tatsächlich war ich Physiklehrer in einer Schule. Nun bin ich Universitätstutor, übe also auch einen Lehrberuf aus. Der Grund für den Berufswechsel war, dass viele Lehrer mir immer wieder erklärt haben, ich würde mich nicht auskennen. Ich sehe meine Lebensaufgabe nicht darin, Lehrer zu sein. Für mich ist das Lehrerdasein viel zu langweilig. Man muss jedes Jahr denselben Stoff an dieselben Schüler weitergeben. Doch der Lehrerberuf ist ein sehr wichtiger. Ich habe das eine Jahr an der Schule sehr genossen, habe viel gelernt und hatte eine gute Zusammenarbeit mit den Kindern. Die Arbeit mit den Kollegen lief nicht so gut.

SCHÜLERSTANDARD: Haben sich Ihre Lehrmethoden von denen der anderen Lehrer unterschieden?

Gruber: Ja, das kann man schon sagen. Jede Klasse hat einen eigenen Unterricht bekommen, teils klassischer Frontalunterricht, teils Erlebnisunterricht. Ich habe auch eine Klasse mithilfe von Plüschtieren unterrichtet, und in einer anderen brachten sich die Schüler den Stoff selbst bei. Schlussendlich prüften sie sich sogar gegenseitig. Jede Klasse bekam also die Unterrichtsart, die sie brauchte.

SCHÜLERSTANDARD: Steht für Sie die Neurophysik oder die "Science Busters" im Vordergrund? Was machen Sie lieber?

Gruber: Das kann man nicht sagen. Ein Labor ist nichts Spannendes. Es ist sogar unheimlich frustrierend. Für ein Experiment muss man erst wochenlang rechnen. Dann sucht man alles, was man dafür braucht in Katalogen. Nach ein paar Wochen hat man seine Materialliste, und dann bestellt man. Danach versucht man es aufzubauen. Das funktioniert aber nicht sofort. Schließlich hat man etwas vergessen und muss nachbestellen. Nach einem Jahr funktioniert es dann endlich.

SCHÜLERSTANDARD: Welche Ambitionen haben sie noch?

Gruber: Den Nobelpreis. Nein, das ist ein bisschen übertrieben. Mit den Science Busters nach Las Vegas wäre ein cooles Ziel, wo die Bühne größer ist als der Rabenhof. Auch im Ernst-Happel-Stadion vor 70.000 Menschen aufzutreten würde mich reizen. . Wie er mit Plüschtieren die Wärmelehre erklärt, erzählte er Jacqueline Kanta, Max Miller und Martin Ruhs. (Jacqueline Kanta, Max Miller, Martin Ruhs, DER STANDARD, 25.4.2012)