Bild nicht mehr verfügbar.

Sind benachbarte Kohlmeisen einander gut bekannt, dann helfen sie sich gegenseitig bei der Nestverteidigung.

Foto: Joern Haufe/dapd

London/Oxford - Ist Gefahr im Verzug, dann stehen benachbarte Kohlmeisen einander bei der Nestverteidigung bei - allerdings meist nur dann, wenn sie sich schon kennen. Vogelpärchen, die bereits im vergangenen Jahr in nebeneinander liegenden Gebieten gebrütet haben, greifen fast immer ein, wenn beispielsweise eine Katze oder ein größerer Vogel das Nest der Nachbarn angreift, schreiben Wissenschafter von der britischen Universität Oxford in den "Biology Letters".

Kohlmeisenpärchen, die noch nie nebeneinander genistet haben, helfen den Nachbarn seltener. Erstmals brütende Tiere mischen sich in die Auseinandersetzung am nachbarlichen Nest nie ein. Warum die Vögel sich untereinander beim Nestschutz helfen, haben die Wissenschafter um Ada Grabowska nicht untersucht. Sie vermuten aber, dass nebeneinander brütende Kohlmeisenpärchen täglich miteinander zu tun haben - beispielsweise auf der Suche nach Nahrung - und so einen "guten Ruf" bei ihren Nachbarn aufbauen könnten. Über die Zeit könne sich so eine Kooperation entwickeln. Das Verhalten sei wahrscheinlich mit dafür verantwortlich, dass vertraute Nachbarn mehr Nachkommen hätten als neu dazustoßende Kohlmeisenpärchen.

Uneigennützige Hilfe

Eigennutz könne als Grund weitgehend ausgeschlossen werden, da auch geholfen werde, wenn das Nest des Nachbarn weiter weg liege. Das eigene Nest mit zu schützen sei also nicht in erster Linie der Anlass für die Nachbarschaftshilfe.

Für das Experiment haben die Wissenschafter rund zwei Wochen lang einen Kohlmeisenbestand in der Nähe von Oxford beobachtet. Bei Vogelpärchen, die bereits im vergangenen Jahr nebeneinander gebrütet hatten, griff in zwölf von 16 Fällen entweder das Weibchen oder das Männchen in einen Konflikt am nachbarlichen Nest ein. Bei Vogelpärchen, die noch nie nebeneinander genistet hatten, mischte sich nur in zwei von 16 Fällen ein Nachbar ein.

Kohlmeisen sind die am weitesten verbreiteten Meisen in Europa. Sie haben einen dunklen Kopf und einen gelben Bauch. Kohlmeisenpärchen finden sich zu Anfang der Brutzeit und bleiben dann die Saison über zusammen. (APA/red, derstandard.at, 29.4.2012)