Die "Wolke" wuchert mehr und mehr in den Computeralltag breiter Anwenderschichten hinein. Statt Fotos, Videos, Musik oder Texte auf die eigene Festplatte zu bannen, bedienen sich immer mehr Nutzer Online-Diensten, bei denen das Material auf Servern im Netz gebannt wird, auf die sich von überall zugreifen lässt.

Überraschend spät reiht sich auch Google nun in das wachsende Angebot ein: Mit seiner Online-Festplatte Drive, die am Dienstag vorgestellt wurde.

 

Foto: Google

Google hat am Dienstag den Startschuss für seinen lange erwarteten Speicherdienst Google Drive gegeben. Privatnutzer und Unternehmen können auf dem Online-Laufwerk bis zu fünf Gigabyte Daten kostenlos ablegen, für eine größere Kapazität wird eine Monatsgebühr fällig. Google Drive ist mit anderen Anwendungen des Internet-Riesen eng verzahnt, etwa der Büro-Software Docs und dem Sozialen Netzwerk Google+. Das virtuelle Laufwerk sei ein zentraler Bestandteil der Online-Dienste von Google, sagte Manager Sundar Pichai. Allerdings trifft das Unternehmen auf viel Konkurrenz.

Windows, Mac und Android

Das virtuelle Laufwerk ist im Browser über die Adresse drive.google.com erreichbar. Für Windows- und Mac-Rechner bietet Google lokal installierbare Programme an, die das Dateimanagement erleichtern sollen. Zudem gibt es eine Anwendung für Smartphones mit dem Betriebssystem Android, eine Version für Apple-Geräte soll bald folgen.

Fax

Google ermöglicht externen Entwicklern, den Online-Speicher über Schnittstellen für ihre eigenen Anwendungen zu nutzen. Als Beispiel nannte Pichai ein Fax-Progamm, das Dateien vom virtuellen Laufwerk direkt sendet.

5 GB kostenlos

Wie die meisten Wettbewerber bietet Google eine Basisversion mit 5 GB Speicher kostenlos an. 25 GB Platz kosten 2,50 Dollar im Monat, für 100 GB werden fünf Dollar fällig. Für 1.000 GB verlangt Google 50 Dollar. Der Dienst ist zwar offiziell eröffnet, viele Nutzer bekamen am Dienstag zunächst aber nur den Hinweis, dass sie benachrichtigt werden, wenn ihre Online-Festplatte bereit ist. Das sei bei dem weltweiten Start eines Angebots in dieser Größenordnung normal, sagte ein Google-Sprecher.

Wem gehören die Daten?

Unmittelbar nach dem Start ging eine Debatte um den Umgang mit den gespeicherten Daten los, in Anlehnung an die jüngst angepassten allgemeinen Google-Datenschutzbedingungen. Einige Nutzer äußerten die Befürchtung, sie würden Google damit die Erlaubnis erteilen, ihre Daten zu veröffentlichen oder weiterzuverbreiten. Ein Google-Sprecher betonte dazu am Mittwoch: "Die Daten gehören den Nutzern. Google wird sie nicht veröffentlichen oder bearbeiten."

Google ist mit seinem Google Drive allerdings spät dran, der Vorreiter Dropbox vermarktet seinen Dienst beispielsweise schon seit 2007. Auch etliche Google-Rivalen bieten Speicherplatz in der Wolke an, etwa Apple mit der iCloud und Microsoft mit dem SkyDrive. In Österreich gibt es unter unter anderem auch bei den Mobilfunkern Orange und T-Mobile virtuelle Laufwerke. (APA/sum, derStandard.at, 24.4.2012)