Nadja Bernhard, Moderatorin des "Kulturmontag".

Foto: ORF/Pichlkostner

Sibylle Berg gab's per Video mit auf den Weg: "Jungs, haltet mal die Klappe." Aber wie es so ist: Die Buben wollten wieder - im Kulturmontag - nicht hören.

Davor nicht, als der Autor Ralf Bönt tranige Weisheiten im Brustton der Verzweiflung von sich gab. Es kann ja nichts werden mit dem Manne, wenn zu viel Weib im Weg ist, lautet seine Theorie. Vom ersten Burlischrei an sei das bedrohte männliche Selbst unter der Fuchtel übermächtiger Frauen. Matronen umgeben das Kind, wo es nur hinblickt, von der Kindergärtnerin bis zur Grundschullehrerin. Erst danach beginnt Kontakt zur männlichen Autorität. Zu spät, meint Bönt und fordert Gleichberechtigung bei Kindeserziehung. Also auf zu den Kinderwägen, Männer, um zu retten, was noch zu retten ist! Man darf gespannt abwarten, wie viel Zulauf er von seinen "unterdrückten" Geschlechtsgenossen erhält, die nach Pampers und Penatencreme gieren.

"Männerschmerzen" anderer Art plagten danach Gabriel Barylli, der den Bönt'schen Selbstmitleidschoral ablehnte, stattdessen für Schiller'sche Geschlechterverehrung warb. Die Huldigung des weiblichen Geschlechts diente bekanntlich eher der Festigung männlicher Hierarchien als echter Frauenfreundlichkeit, aber für Genauigkeit war Baryllis Flughöhe da bereits zu hoch. Der Autor plädierte für "gesunde, einfache, natürliche Grundmuster des Männlichen und Weiblichen", nach denen sich jede Quotendiskussion erübrigen würde. Diesem sehr einfachen, natürlichen männlichen Gehabe mussten sich schließlich Moderatorin Nadja Bernhard und Profil-Journalistin Angelika Hager geschlagen geben. Hätten sie doch nur mit Sibylle Berg geantwortet. (Doris Priesching, DER STANDARD, 25.4.2012)