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Die Spieler ziehen während des Spiels ihre Trikots aus ...

Foto: APA/AP/Tanopress

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... und übergeben sie Kapitän Rossi.

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Rom - Nicht nur aufgrund von Krawallen, die am Sonntag das Meisterschaftsspiel des Abstiegskandidaten FC Genoa gegen AC Siena überschattet haben, erlebt der norditalienische Verein eine turbulente Zeit. Genoa feuerte am Sonntagabend überraschend seinen Coach Alberto Malesani. Er wurde nach Angaben italienischer Medien von Luigi De Canio ersetzt. Der Klub hat den Wechsel noch nicht offiziell bestätigt.

Genoa hatte sich bereits im vergangenen Dezember von Malesani getrennt, ihm war Pasquale Marino nachgefolgt. Dieser war am 2. April gefeuert und wieder durch Malesani ersetzt worden.

Das Match gegen Siena stand kurz nach der Pause 0:4, als Genueser Ultras einen Spielabbruch provozieren wollten. Feuerwerkskörper und Rauchbomben flogen auf den Platz im Stadion Luigi Ferraris, die radikalen Anhänger zwangen die eigenen Spieler sogar zur Herausgabe ihrer Trikots. Schiedsrichter Paolo Tagliavento schickte beide Teams in die Kabine und entschied sich erst nach mehr als einer halben Stunde, das Spiel fortzusetzen.

"Moralischer Verfall"

"Was in Genua passiert ist, zeigte wieder einmal die schlimmste Seite des italienischen Fußballs und dessen moralischen Verfall", schimpfte Gianni Petrucci, Präsident des Nationalen Olympischen Komitee Italiens. Er sprach von einer "Schande für den italienischen Fußball". "Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass der Fußball derart in den Schmutz gezogen wird", sagte Petrucci.

Zugleich kritisierte er auch den Verein. Genoa habe ein sportliches Sakrileg begangen, weil sich der Klub der Forderung seiner eigenen randalierenden Fans gebeugt habe. Diese hatten die eigenen Spieler genötigt, die Trikots auszuziehen, weil sie nicht mehr würdig seien, diese zu tragen.

Profis zogen ihre Trikots aus

Die meisten Profis händigten tatsächlich Kapitän Marco Rossi ihre Trikots aus, der sie den Anführern der Ultras übergeben sollte. "Damit hat man einer Erpressung nachgegeben", sagte Genuas Polizeichef Massimo Mazza. Er hatte sich vehement gegen die Herausgabe der Trikots ausgesprochen.

Italiens Fußballverbandschef Giancarlo Abete verurteilte die Randale als "inakzeptabel". "Das sind keine Fußballfans. Solche Leute dürfen nirgendwo mehr in ein Stadion", wiederholte Abete die üblichen Forderungen. Genoas Vereinspräsident Enrico Preziosi meinte: "Ich hoffe, dass man uns dafür mit einer Platzsperre belegt. Dann können wir wenigstens anderswo friedlich spielen."

Preziosi kritisierte, dass das Polizeiaufgebot im Stadion zu gering gewesen sei. "Es geht nicht an, dass 60 bis 100 Personen im Stadion ihr eigenes Gesetz durchsetzen", meinte der Clubchef. Nach Wiederanpfiff der Partie drehten die radikalen Genua-Fans ihrer Mannschaft den Rücken zu und beschimpften sie mit Sprechchören. Die meisten Zuschauer hatten das Stadion Marassi zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. (APA, 23.4.2012)