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Das Paar, das keines gewesen sein will: Karima el-Mahroug und Silvio Berlusconi, dargestellt vom israelischen Künstler Dodi Reifenberg.

Foto: REUTERS/Alessandro Garofalo

Neue Telefonmitschnitte im Fall "Ruby" bringen Silvio Berlusconi in Verlegenheit: Irrtümlich hat die Staatsanwaltschaft auch Gespräche vorgelegt, in denen der italienische Ex-Premier mit einigen Mädchen telefoniert. Abhörprotokolle von Angeordneten dürfen bei Gerichtsverfahren eigentlich nur mit vorheriger Billigung des Parlaments verwendet werden.

In einem Gespräch fordert Berlusconi die Mitangeklagte Nicole Minetti auf, ihr Auto als gestohlen anzuzeigen. Das Auto gilt als ein Beweismittel bei der Festnahme eines Drogendealers.

Aus mehreren anderen Anrufen der Marokkanerin Karima el-Mahroug alias Ruby geht hervor, dass der Premier über deren Minderjährigkeit gegen jede bisherige Beteuerung sehr wohl Bescheid gewusst haben dürfte. "Silvio ist total verrückt nach mir", erzählt Ruby einer Freundin und betont, dass sie seit ihrem 16. Lebensjahr in der Villa des Ex-Premiers verkehrte und wöchentlich von ihm 47.000 Euro erhalte.

Berlusconi war am Freitag erstmals in Mailand zum Ruby-Prozess erschienen, in dem er der Anstiftung Minderjähriger zur Prostitution angeklagt ist. Er dementierte weiter, dass bei ihm Sexpartys gefeiert worden seien, vielmehr habe es sich um "elegante Abendessen" gehandelt. Anschließend hätten die weiblichen Gäste harmlose Burleske-Spektakel aufgeführt. "Frauen sind von Natur aus exhibitionistisch", behauptete Berlusconi.

Der ehemalige Regierungschef bestätigte hingegen, einigen der Mädchen hohe Summen überwiesen zu haben: "Die Staatsanwälte haben ihr Leben ruiniert, einige haben Beruf und Partner verloren. 42 von ihnen bezahle ich eine monatliche Unterstützung von 2500 Euro." Außerdem habe er drei Mädchen mit 130.000 Euro aus "prekärer finanzieller Not" befreit. Das habe er als seine Pflicht erachtet. In den Augen der Staatsanwälte stellen die Überweisungen einen "klaren Versuch von Zeugenbestechung" dar.

Nach einer Meldung des "Corriere della Sera" hat sich der Cavaliere nun mit seiner Frau Veronica Lario auf eine einvernehmliche Trennung verständigt. Demnach soll Lario einmalig eine zweistellige Millionensumme sowie fortan monatlich 300.000 Euro erhalten. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 24.4.2012)