Longboarden auf den Straßen ist in Wien rein gesetzlich nicht erlaubt.

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So fing alles an: Surfer weiteten ihr Hobby auf den Asphalt aus.

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Skateboard, Longboard, Snakeboard, Kickboard (Micro-Scooter), Sidewalker, Street-Surfing-Board: Zahlreiche Rollsport-Trends sind in den vergangenen Jahrzehnten aufgetaucht, doch keiner davon schaffte es, in die Straßenverkehrsordnung (StVO) aufgenommen zu werden.

Nicht einmal das weit verbreitete Skateboard hat es bis dorthin gebracht. Im Gesetzestext von 1960 wird nur der Rollschuh erwähnt, und zwar unter Paragraf 88 ("Spielen auf Straßen"). Der Paragraf besagt, dass "Spielgeräte", zu denen prinzipiell auch das Longboard gehört, auf Gehsteigen in Schrittgeschwindigkeit erlaubt sind - auf der Straße in Längsrichtung jedoch nicht.

StVO erlaubt nur Kickboard

Doch welcher Herzblut-Boarder begnügt sich mit dem Tempo eines Spaziergängers? Da die Longboard-Community in Wien stetig wächst, muss der richtige Umgang mit den relativ neuen Straßenteilnehmern noch gefunden werden. Derzeit boarden selbst Kenner wie Sebastian Naske vom Boarder-Forum bomben.at in der gesetzlichen Grauzone. Seine einzige Information stammt von der Homepage der Kinderpolizei. "Dort gibt es ein Dokument, das besagt, dass das Fahren auf Radwegen und Gehsteigen erlaubt ist", sagt Naske. Er hofft, dass dies auch für Longboards gelte.

Das Verkehrsministerium (BMVIT) ist bisher nur in einem Zusatztext auf Skateboards und Kickboards eingegangen. Während das Kickboard demnach auf dem Gehweg zulässig ist, wird das Skateboard auf Spielstraßen und Funparks verbannt. Das Longboard fällt hier unter die Kategorie Skateboard, damit handelt es sich ebenfalls um Spielzeug (siehe auch Infokasten am Ende).

Ermahnungen drohen

Der Grund für diese Vorschrift: "Es besteht die Gefahr, dass, wenn man absteigt, das Ding weiterfährt", erklärt Walter Fleißner, Sprecher des Verkehrsministeriums. Er sieht für Longboards bei einer Geschwindigkeit von drei bis fünf Stundenkilometern aber auch keine Bedenken bezüglich des Fahrens auf dem Gehsteig. In der Praxis gebe es dafür selten Geldstrafen, aber Ermahnungen, so Fleißner.

Longboards sind zwischen 70 und 150 Zentimeter lang und bestehen größtenteils aus laminiertem Ahorn. Ihre Rollen sind größer und die zwei Achsen weiter auseinander als bei einem Skateboard, wodurch Unebenheiten leichter ausgeglichen werden. Deshalb fühlt sich das Fahren auch mehr wie Surfen an.

Die Evolution des Skateboards

Das Surfbrett war auch die Mutter aller Skateboards. Irgendwann in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts hatten Wellenreiter eine pragmatische Idee: Sie schraubten Rollen unter ihr Brett und weiteten ihr Hobby auf die Straßen aus. Gegen die Eintönigkeit studierten sie Sprünge, Drehungen und andere Kunststücke ein. In der Folge wurden die Boards immer kürzer und wendiger - und das "Mobiliar" der Stadt wurde als Rampe eingesetzt.

Inzwischen cruist man besonders in den USA, Kanada und der Schweiz lieber wieder etwas gemütlicher auf den anfängerfreundlichen Longboards. Es geht wieder um die Fortbewegung, ein Skatepark wäre da nur ein Käfig. In Wien sind derzeit der Prater und die Donauinsel die Hotspots zum Longboarden. (Maria von Usslar, derStandard.at, 24.4.2012)