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Mit vier Jahren Verspätung testen nun rund 400 Statisten den neuen Skylink. Im Abfluggate versprechen sogar Liegen Komfort.

Foto: APA/Techt

Wien - "Sie fliegen Businessclass, da müssen Sie zum Schalter 370", sagt die nette Dame am Infoschalter des Skylink, des neuen Terminals des Flughafens Wien-Schwechat. Der Hinweis ist gut, hat nur einen Schönheitsfehler: Es gibt keinen Schalter 370, was mehrere Passagiere ziemlich verwirrt. Tragisch ist das nicht - schließlich wird man den Bau, der am 5. Juni eröffnet wird, ohnehin nie verlassen. Denn das Ganze ereignet sich im Rahmen des Massen-Probebetriebs mit rund 400 Statisten.

Donnerstagvormittag, die Freiwilligen werden mit sieben Bussen aus Wien auf die Noch-immer-Baustelle gefahren oder kommen im eigenen Auto. Sie warten in der Ankunftshalle. Metallsägen kreischen, Bauarbeiter stellen die Geschäfte und Lokale fertig. An den Wänden hängen noch immer Plakate, die 10.000 Euro für die Ergreifung eines Saboteurs versprechen, der seit Herbst aktiv war.

Geld und Interesse

Zwei Testläufe sind geplant, die die Abläufe von der Ankunft am Airport über den Abflug bis zur Rückkehr simulieren sollen. Die Realität bilden sie an diesem Tag nicht ganz ab - es sind vorwiegend Jüngere und Menschen im Pensionsalter hier. Warum sie sich quasi als Versuchstauben zur Verfügung stellen? Fast alle nennen zwei Motive: Geld und Interesse.

Etwa Herr Rudolf, 60 Jahre alt, das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Die 32 Euro, die der Tag als Tester bringt, nimmt er gerne. Aber die Sache selbst reizt ihn: "Ich bin immer viel geflogen, da interessiert es mich, wie es hier aussehen wird." Schließlich gebe es gerade für Transitpassagiere deutliche Unterschiede in Flughäfen, fachsimpelt er. Ob der mit vier Jahren Verspätung eröffnete neue Flughafenteil, der um hunderte Millionen Euro teurer wird als geplant, seinen Vorstellungen gerecht wird, muss sich erst weisen.

Im Trockentraining drängt sich der Eindruck auf, dass das Gebäude, das über 150.000 Quadratmeter Nutzfläche verfügt, doch um einige Meter zu schmal ist. Beispiel Sicherheitskontrollen: 16 Röntgenstraßen führen zu acht Metalldetektoren. An diesem Tag sind weniger in Betrieb, die Menschen stellen sich quer zur Gehrichtung an. Die Folge: Sobald 15 Passagiere eine Schlange bilden, stoßen sie an die Außenfassade, Nachkommende müssen sich mühsam einen Weg bahnen.

Anstellflächen

Das werde sich ändern, verspricht Flughafensprecher Peter Kleemann: "Die Anstellflächen werden mit Bändern markiert." Warum es nur halb so viele Metalldetektoren wie Röntgenstraßen gibt? Das Passieren der Detektoren gehe rasch, argumentiert er - "die Wartezeiten entstehen ja bei der Handgepäckkontrolle". Manche haben dennoch Befürchtungen: "Jetzt verliere ich aber mein Handgepäck aus den Augen", sorgt sich ein älterer Herr.

Theologiestudent Markus, der schon zum dritten Mal Testpassagier ist, findet Skylink grundsätzlich gelungen. Einige Bereiche seien aber tatsächlich etwas eng geraten. "Und der Andachtsraum war nicht zu finden, ich musste hingeführt werden. Obwohl er sehr nett geworden ist."

Gelangt man vorbei an den größeren Raucherkabinen bis zum Abfluggate, ist man zunächst angenehm überrascht. Die Glasfront bietet freie Sicht auf Vorfeld und Pisten, Sitzgelegenheiten mit Tischen, selbst Liegen versprechen Komfort. Doch nicht für jeden: Mehrere Testpassagiere kritisieren, dass zu wenig Plätze vorhanden seien. Bei den Schleusen für Flüge im Schengenraum sind es gut 60 pro Gate - die kleinsten Airbus-Jets haben aber deutlich über 100 Sitzplätze.

Kontrolle

Kleemann versucht zu relativieren: "Durch die zentrale Sicherheitskontrolle werden sich die Kunden im Terminal verteilen. Bisher wurden wir kritisiert, dass die Sicherheitskontrollen erst an den Gates stattfinden und man schon früh dort sein muss. Nun können Gäste in Shops und Restaurants gehen."

Auffallend sind auch die teilweise nur 80 Zentimeter breiten Rolltreppen, die zu den Fluggastbrücken führen. Nur eine Person kann dort stehen, was geschieht, wenn jemand stürzt und die Nachfolgenden keine Chance zum Ausweichen haben, bleibt offen.

Sprecher Kleemann argumentiert, der Sinn sei, "dass die Gäste sehr konzentriert hinunterkommen", sich also möglichst in einer Reihe anstellen, um den wartenden Flieger zu betreten.

Eines gesteht er schließlich aber ein: "Grundsätzlich reicht der Platz, aber es gibt Teilbereiche, die eng dimensioniert sind." Ändern könne man baulich daran leider nichts mehr. Der Hintergrund: Nach 9/11 wurde Skylink verkleinert, da man eine Stagnation oder nur leichte Steigerung der Passagierzahlen befürchtete. Eine Fehleinschätzung, die offensichtlich Meter gekostet hat. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 23.4.2012)