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Zu Reh, Hirsch und anderen Freunden des Waldes schmeckt St. Laurent unvergleichlich gut

Österreichs Rotweine finden international immer mehr Anerkennung. Im Windschatten des - zu Recht - gehypten Blaufränkischen, dem eben wieder eine mehrseitige Abhandlung im US-Weinmagazin Wine & Spirits gewidmet war, und des omnipräsenten Zweigelt entwickelt sich St. Laurent zum dritten spannenden Player in Österreichs Rotweinszene. Auch diese Sorte durchlebte im Laufe der vergangenen Jahre einen Stilwandel und wird heute wie alle seine roten Kollegen deutlich puristischer behandelt, wodurch die geschmacklichen Eigenheiten der Sorte nicht mehr "zuvinifiziert" werden.

Als Pinot-noir-Anverwandter ist er hochelegant, obwohl er farblich-optisch Dichte suggeriert, was wieder jene beruhigt, denen Rotweine, durch die man durchschauen kann, suspekt sind. Im Geschmack erinnert er an Weichseln und Brombeeren, die frisch und reif vom Busch gepflückt werden. Zu Reh, Hirsch und anderen Freunden des Waldes schmeckt St. Laurent unvergleichlich gut, greift er doch dessen feine Aromanuancen auf, die von Laubwald im Frühtau bis zu würzigem, nassem Waldlaub im Herbst reichen.

Zickig und krankheitsanfällig

St. Laurent hat eine "technische" Eigenschaft, die ihn gerade in Zeiten zupasskommt, in denen es sickert, dass Alkoholwucht nicht mehr der alleinige Bringer in puncto Geschmack ist: Er kann bei der Assimilation über die Blätter nicht unendlich viel Zucker einlagern, was hohen Alkoholgehalt bedeuten würde, sondern riegelt selbst in heißen Jahren bei einem potenziellen Alkohol von 12,5, vielleicht 13 Volumenprozent ab.

Im Weingarten ist St. Laurent eine richtige Pest, weil zickig und krankheitsanfällig. Ein Winzer bekannte sich einmal coram publico zum Masochistentum, weil er sich mit dieser Rebsorte eingelassen hat. Dennoch haben sich seine Rebflächen zwischen 1999 und 2009 fast verdoppelt, was wieder von großer Zuneigung und Respekt zeugt.

Wer jetzt probieren möchte, wie denn der derart Besungene in seinen besten Formen schmeckt, der wende sich zum Beispiel an Gerhard und Brigitte Pittnauer in Gols, Josef Umathum in Frauenkirchen, Hannes Schuster in St. Margarethen im Burgenland, die Burgundermacher in der Thermenregion, das Stift Klosterneuburg, Freigut Thallern oder - last, but ganz sicher not least, wenn auch für so manche möglicherweise überraschend - Schloss Gobelsburg und Willi Bründlmayer im Kamptal. Prost! (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 20.4.2012)