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Ursula Piëch, die Neue im VW-Aufsichtsrat.

Foto: Reuters/McMatzen

Es war einmal ein hübsches und lustiges Mädchen, das in einer kleinen Stadt in Oberösterreich lebte. Ursula Plasser hieß es und arbeitete als Kindergärtnerin. Alle mochten die "Uschi", freundlich war sie, zu Späßen aufgelegt, einfach eine sehr, sehr Nette.

Mit Kindern wollte die 1956 Geborene gerne zu tun haben, aber andererseits drängte es sie auch raus aus der Enge von Braunau. Da las sie 1982 eine Stellenanzeige: Ein gewisser Herr Ferdinand Piëch, damals Audi-Technikvorstand, und seine Lebensgefährtin Marlene Porsche suchten eine Gouvernante für den Nachwuchs.

Die Uschi also bewarb sich, und weil dies ein echtes Märchen ist, hatte sie auch eine Prüfung zu bestehen - eine viel härtere als bei Frau Holle, wo bloß ein Apfelbaum geschüttelt werden muss. Das Mädchen aus Braunau nämlich musste mit Herrn Piëch auf einer Alm Auto fahren.

"Das Auto war ein Iltis, schon grundsätzlich gewöhnungsbedürftig. Ich ließ die Probandin an der steilsten Stelle, immerhin 17 Prozent, anhalten und wieder anfahren. Zweimal würgte sie den Motor ab, und ich schmunzelte", beschrieb der diese Prüfung später in seinen Autobiografie.

Aber er gab noch etwas zu: "Da hatte ich schon so irgendein Gefühl." Die Dame neben ihm im Auto hatte auch eine Empfindung, aber eine andere und erinnerte sich später: "Er grinste vor sich hin, und ich dachte nur, so ein blöder Kerl."

Die Stelle bekam sie, und als zwei Jahre ins Land gezogen waren, da wurde sie die Ehefrau des 19 Jahre älteren Herrn Piëch, der zu diesem Zeitpunkt schon neun Kinder von drei Frauen hatte. Drei weitere (Kinder) folgten.

Es begann eine Zeit des großen Reichtums. Herr Piëch, der später dann zum König im Volkswagen-Imperium wurde, legte seiner Frau die Welt und viele edle Autos zu Füßen.

Auch die Untertanen im Königreich Piëch profitierten von der Ehe. Die fröhliche Ursula sei die Einzige, die wisse, wie man mit dem schwierigen, oft griesgrämigen Alten umgehen müsse, sagen viele, die die beiden bei Hof oder anderswo erlebt haben. Ihr, die ebenfalls von Autos begeistert ist, widerspricht nicht mal er.

Jetzt zieht sie in den VW-Aufsichtsrat ein. Eines Tages wird sie im Königreich überhaupt eine Schlüsselrolle bekommen. Denn Herr Piëch hat seine Frau für den Fall seines Todes zu seiner Nachfolgerin eingesetzt. Und wenn sie nicht wieder heiratet, dann kann sie seine Stiftungen bis an ihr Lebensende regieren. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 20.4.2012)