Schnörkellos geht Sandra Reiß (Susanne Bormann) auf Vermisstensuche: "Die letzte Spur".

Foto: ZDF/Daniela Incoronato

Wien - Ein Bild wie aus einem Werbespot. Vater, Mutter, Kind und Hund. Die Wohnung ist angeräumt mit Malerutensilien, eine Leiter, dazwischen Plastikplanen. Eine Panne, der Farbtopf kippt, Hund und Kind sind angepatzt. Geschrei, Gelächter, Vater nimmt Mutter in den Arm, Mutter sagt: "Ich lieb' dich." Man ahnt es schon: Das Familienidyll hält nicht lange. Vom Farbe besorgen kehrt der Vater nicht mehr wieder. Er ist verschwunden und somit ein Fall für die Ermittler des Vermisstendezernats des Berliner Landeskriminalamts.

Erfinder von "KDD-Kriminaldauerdienst"

Mit schnörkelloser Zielstrebigkeit machen sich die Spürnasen der Krimiserie "Die letzte Spur" (Freitag, 21.15 Uhr, ZDF) auf die Suche - und stöbern nach einer Idee von Orkun Ertener neben Vermissten so manch' gut verborgene Kellerleiche auf. Ertener ist Kennern ein Begriff als Erfinder der stilbildenden Serie "KDD - Kriminaldauerdienst", in der ebenfalls eine Spezialeinheit in deprimierenden Untiefen organisierter Kriminalität und Korruption operierte.

"Wir sind kein Selbstfindungskurs"

In "Die letzte Spur" konzentriert sich Ertener ganz auf die Vermissten, stattet das Szenario allerdings mit nicht ganz so düsterer Ästhetik aus. Vermutlich als Zugeständnis ans Fernsehpublikum, dem man ähnliche Härten nicht noch einmal zumuten wollte. Umso sorgfältiger wurde an den Dialogen gefeilt. Den Ermittlern bleibt das derzeit im Krimigenre so beliebte Eigenleben weitgehend erspart. Recht so.
Die Truppe rund um Hans-Werner Meyer, Jasmin Tabatabai, Susanne Bormann und Florian Panzner hat ohnehin gut zu tun. Die Selbstdefinition gibt übrigens Meyer als Kriminalhauptkommissar Oliver Radek vorweg: "Wir sind kein Selbstfindungskurs." Das klingt schon einmal richtig gut. (prie, DER STANDARD, 20.4.2012)