Wien - "Eigentlich ist Schreiben eine Quälerei", beschreibt die Autorin Doris Meißner-Johannknecht ihren Beruf. Sie heißt eine Gruppe von Jugendlichen in den vier bunt bemalten Wänden eines Ateliers willkommen, zur Workshop-Reihe Overpainted des Museums für Moderne Kunst Mumok. "In meinen Büchern leiste ich mir das Vergnügen, gegen den Rest der Welt zu arbeiten, und lasse Arm und Reich zusammenkommen. So gesehen schreibe ich moderne Märchen", stellt sich die Schriftstellerin zu Beginn ihrer Schreibwerkstatt "Mach mal! Moch amoi! Do it!" vor.

Die gebürtige Deutsche arbeitete früher mit Drogensüchtigen. Auf die Frage, welche Personen sie in ihren Büchern beschreibt, antwortet sie: "Schräge Typen am Rande unserer Gesellschaft."

Als Erstes stehen Atemübungen und Aufgaben zu einer besseren Bodenhaftung auf dem Workshop-Programm. Mit gefestigter Stimme und ruhigem Auftreten sollen sich die Teilnehmer nun gegenseitig ein fiktives Buch vorstellen. "Das Schreiben ist wichtig, aber das Lesen der Texte genauso", ermutigt Meißner-Johannknecht-

Assoziieren, Denken, Kürzen

Zuerst ist assoziatives Schreiben angesagt: Die Jugendlichen bekommen die Aufgabe, in kurzer Zeit einen Text zu dem Schlagwort "Österreich" zu verfassen. Jedoch unter einer Bedingung: Man darf beim Schreiben keine Pause machen, und der Text wird danach mit den vorher erlernten Methoden vorgetragen. Die Autorin zeigt sich begeistert: "Diese Österreich-Texte sollte man alle abdrucken. Sie sind alle unterschiedlich und richtig gut."

Nach dem Lob steht den jungen Literaturbegeisterten schon die nächste Aufgabe bevor: Sie sollen zu einem vorgegebenen Bildimpuls eine Geschichte ihrer Wahl verfassen. Die Schriftstellerin gibt Tipps: "Die Hauptarbeit ist Denken. Ich denke sehr, sehr lange über die Eigenschaften der Personen und einzelne Wörter nach."

Dann komme das Streichen. Sie liebe es, so lange zu kürzen bis nur noch ein Wort im Satz stehe. Dieses Wort sage dann alles aus.

"Das Feedback, das sie uns gegeben hat, war immer sehr ehrlich und für mich auf jeden Fall sehr hilfreich. Es hat mich ermutigt, wieder mehr zu schreiben", meint die Teilnehmerin Maria Kastanek (18), die sich als großer Fan der Overpainted-Workshop-Reihe bekennt und versucht, das ganze Angebot zu nützen. (Selina Thaler, DER STANDARD, 18.4.2012)