Bernadette Anzengruber als eine der Figuren in "Doris".

Foto: Diego Mosca

Wien - Manchmal muss man einfach ein wenig Geduld haben. "Ich lauf dem Preis schon recht lange nach", sagt Bernadette Anzengruber und schmunzelt. Viermal hat sie sich für den Birgit-Jürgenssen-Preis beworben, heute, Mittwoch, wird er ihr an der Akademie der bildenden Künste verliehen. Damit verbunden werden bis Sonntag ihre Arbeiten im Atelierhaus (ehemals Semperdepot) präsentiert, darunter etwa die Performance Happy Birthday, Ms Monroe, in der sie die Lebensgeschichte Monroes umschreibt. Lange hat Anzengruber Performances gemacht. Mittlerweile sieht sie sich aber gar nicht mehr als Live-Performerin: " Ich fühle mich in dieser Rolle nicht wohl. Den Bühnenmoment finde ich grundsätzlich nicht sehr spannend - da hat das Publikum schon so große Erwartungen. Mir geht es mehr um das Performative, den Moment, wo eine Handlung Realität verschiebt oder erst entstehen lässt. Und das kann ich anders besser erreichen."

Angefangen hat Bernadette Anzengruber mit dem Studium der abstrakten Malerei. Zwischenzeitlich wurde ihr Schaffen theoretischer, sie arbeitete mit Text, konzipierte Performances. Videos hat sie immer mal wieder gedreht. In ihrem aktuellen Projekt Doris konzentriert sie sich nun ganz darauf.

Doris ist ein großangelegtes Projekt aus drei Teilen: einer Videocollage, einer Drei-Kanal-Videoinstallation und einer Kinoversion. Im Atelierhaus wird bereits ein Zwischenstand zu sehen sein. Anzengruber arbeitet sich darin an dem Film Fame ab, genauer an dessen Protagonistin Doris. "Mir geht es in meinen Arbeiten grundsätzlich um eine Oberfläche im Sinne von Andy Warhol. In Doris wird der medialisierte Kunstcharakter der Figuren deutlich."

Wie in vielen ihrer Arbeiten ist auch hier der Schnitt ausschlaggebend: " Ich greife das Material auf und verändere es. Nicht dadurch, dass ich eine andere Handlung einführe, sondern nur durch das Setzen der Schnitte." Mit diesem performativen Moment verfolgt Anzengruber auch in Doris ihr großes Thema: "Mir geht es in erster Linie um Identitätsfragen." Dabei zeigen Anzengrubers Arbeiten auf: Diese Fragen stellen sich immer vor dem Hintergrund einer grundsätzlichen Konstruiertheit von Identitäten und Handlungen.

Darstellen lässt sich das nur mit großer Präzision: "Es geht um Emotionen. Damit die beim Betrachter ankommen, muss alles haargenau stimmen." Passen muss deshalb auch das Kostüm einer der Figuren in Doris . "Es war klar, das kann nicht von der Stange sein", sagt Anzengruber. Also ließ sie von einem auf Latex-Fetischkleidung spezialisierten Paar aus Deutschland eine Maßanfertigung machen. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 18.4.2012)