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Vor der Einigung: Papst Benedikt XVI. (links) und Pius-Bruder Bernard Fellay.

Fotos: EPA/OSSERVATORE ROMANO, REUTERS/Denis Balibouse

Noch handelt es sich um Indiskretionen. Doch im Vatikan verdichten sich Gerüchte über eine Einigung zwischen dem Heiligen Stuhl und der ultraorthodoxen Pius-Bruderschaft. Eine offizielle Verlautbarung wurde noch in dieser Woche erwartet, in der Benedikt XVI. den siebten Jahrestag seiner Papstwahl begeht.

Die Überwindung der 1988 erfolgten Spaltung zwischen der Kirche und den Anhängern des französischen Traditionalistenbischofs Marcel Lefevbre galt als inniger Wunsch Joseph Ratzingers. Nach Jahrzehnten der Trennung und mehrjährigen Verhandlungen scheint die Versöhnung nun geglückt. Der Generalobere der Pius-Bruderschaft, Bernard Fellay, hat dem Vatikan vor wenigen Tagen eine leicht abgeänderte Version der "lehrmäßigen Präambel" übermittelt, deren Unterzeichnung von der katholischen Kirche als Voraussetzung für eine Einigung gefordert worden war. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, hatte der erzkonservativen Bruderschaft ein Ultimatum gesetzt, das am Sonntag abläuft.

Fellay betonte, dass man zu keinerlei Abstrichen in Fragen des Glaubens, der Liturgie, der Sakramente und der Moral bereit sei. Traditionalisten müsste reale Handlungsfreiheit eingeräumt werden. Die Bruderschaft fordert aber keine Abwendung mehr vom Vatikanischen Konzil. Vom Vatikan wird nun ein Zeitplan zur kanonischen Eingliederung der Bruderschaft erwartet. Dabei könnte es sich um eine Personalprälatur handeln, wie sie bisher nur dem Opus Dei zugestanden wurde. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 18.04.2012)