Bereits eine Woche zuvor war angekündigt worden, dass Israels Premier Benjamin Netanjahu am Dienstag in Jerusalem seinen palästinensischen Amtskollegen Salam Fayad empfangen sollte. Man sah darin ein - wenn auch bescheidenes Zeichen - von Bewegung, weil es ein derart hochrangiges Treffen zwischen Israelis und Palästinensern seit September 2010 nicht mehr gegeben hatte. Am späten Nachmittag traf tatsächlich eine palästinensische Delegation ein - aber ohne Fayad. Einer Version nach war es ihm unangenehm, ausgerechnet am gestrigen "Tag der palästinensischen Gefangenen" bei Netanjahu zu Gast zu sein.

Ort und Uhrzeit des geplanten Treffens waren ohnehin nicht bekanntgegeben worden, und ein Pressetermin war nicht vorgesehen. Es handle sich um "diplomatisches Theater, nicht Diplomatie", kommentierte die Jerusalem Post. Ergebnisse waren schon deswegen nicht zu erwarten, weil die Palästinenser betonten, dass es noch keineswegs etwa um richtige Verhandlungen gehe könne. Man wollte Netanjahu bloß einen offiziellen Brief überreichen, in dem die Palästinenser nochmals ihre Vorbedingungen für Verhandlungen formulieren wollten. Israel müsse den Siedlungsausbau völlig stoppen, soll es in dem Brief heißen, und die Linien von 1967 als Grundlage für die Verhandlungen akzeptieren. Zudem müsse Israel palästinensische Häftlinge freilassen, die vor der Unterzeichnung des Oslo-Abkommens 1993 im Gefängnis saßen.

Netanjahu hatte immer wieder zu Verhandlungen ohne Vorbedingungen aufgerufen. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, DER STANDARD, 18.04.2012)