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Die chinesischen Militärs müssen sich nicht wegen Sparplänen den Kopf zerbrechen. Im Gegenteil: Das Budget fürs Militär steigt.

Foto: REUTERS/David Gray

Stockholm - Die weltweiten Militärausgaben sind 2011 erstmals seit über einem Jahrzehnt fast unverändert geblieben. Das geringe Plus von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr liegt deutlich unter den Wachstumsraten der vergangenen Jahre, wie das Friedensforschungsinstitut SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) am Dienstag mitteilte. Von 2001 bis 2009 hatten die weltweiten Militärausgaben noch jedes Jahr um durchschnittlich 4,5 Prozent zugelegt. 2011 lagen sie nach SIPRI-Schätzungen bei rund 1,74 Billionen US-Dollar (1,33 Billionen Euro) weltweit. Auch in Österreich sind die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken.

"Es ist zu früh, um zu sagen, ob die abflachenden Militärausgaben von 2011 eine langfristige Trendwende darstellen", sagte Sam Perlo-Freeman, Experte für Militärausgaben bei SIPRI. Unter dem Druck ihrer Haushaltsdefizite hätten die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und viele andere Länder ihre Ausgaben für das Militär gekürzt. China und Russland haben dagegen die Ausgaben im vergangenen Jahr in die Höhe getrieben.

Die USA stehen mit einem Militärbudget von 711 Milliarden Dollar weiter unangefochten an der Spitze - haben aber erstmals seit 1998 die Ausgaben gesenkt. Sie fielen preisbereinigt um 1,2 Prozent. Als Gründe nannte SIPRI sowohl den Truppenabzug aus dem Irak und den geplanten Abzug aus Afghanistan als auch amerikanische Bemühungen, das Haushaltsloch zu stopfen. Die USA halten nach diesem Bericht einen Anteil von 41 Prozent an den weltweiten Militärausgaben.

Niedrigere Rüstungsausgaben in Österreich

China landete hinter den USA auf Platz zwei der internationalen Rangliste mit einem Anteil von gut acht Prozent an den globalen Militärausgaben. Russland folgte 2011 mit gut vier Prozent auf Rang drei - und hat damit Großbritannien und Frankreich überholt.

Österreich senkte sein Militärbudget laut SIPRI von 3,513 Milliarden Dollar im Jahr 2010 auf 3,305 Milliarden Dollar (preisbereinigt) im vergangenen Jahr. Deutschland fiel auf der Länderliste auf Platz neun, gehörte aber hinter Großbritannien und Frankreich weiter zur Spitze in Westeuropa. Insgesamt sei der Militärhaushalt Deutschlands um 3,5 Prozent auf geschätzte 46,7 Milliarden Dollar geschrumpft. Auch die von der europäischen Schuldenkrise besonders gezeichneten Länder Griechenland, Spanien, Italien, und Irland senkten demnach ihre Ausgaben für das Militär im vergangenen Jahr.

Gegenläufig zum allgemeinen Trend haben China und Russland ihre Militärausgaben deutlich erhöht. China gab mit 143 Milliarden Dollar 6,7 Prozent mehr aus als im Vorjahr, so SIPRI. Mit dem Geld seien die Arbeitsbedingungen und Einkommen der Soldaten verbessert, sowie ihre Ausrüstung modernisiert worden. Chinas Technologie bleibe dennoch ein bis zwei Generationen hinter der amerikanischen, hieß es.

Starker Anstieg in Russland

Russlands Militärhaushalt legte um 9,3 Prozent auf 71,9 Milliarden Dollar zu. Eine weitere Erhöhung der Ausgaben in den kommenden Jahren sei geplant, hieß es im Bericht. Im Nahen Osten seien die Ausgaben insgesamt um geschätzte 4,6 Prozent gestiegen, aus zahlreichen Ländern - darunter dem Iran - fehlten aber die Daten.

Auch auf dem afrikanischen Kontinent stiegen die Militärausgaben. Das Plus von 8,6 Prozent sei allerdings den wachsenden Ausgaben in Algerien zuzuschreiben, wo die Regierung aus Angst vor einem Überschwappen der Proteste aus dem benachbarten Libyen das Militärbudget erhöht hatte. Rechnet man Algerien raus, blieben die Militärausgaben in Afrika im Vorjahresvergleich nahezu unverändert.

Bewertet wurden für den Bericht die Regierungsausgaben für das Militär - darunter Gehälter der Truppen, Kosten für Einsätze und ihre Verwaltung, sowie für Waffen und Entwicklung. Im Februar hatten die Stockholmer Forscher bereits Daten über die Geschäfte der 100 führenden Waffenkonzerne veröffentlicht, im März folgte ein Bericht über weltweite Rüstungsexporte. (APA, 17.4.2012)