Wien - Die Dasch. Man weiß: Sopranistin, Salzburg, Bayreuth usw. Man weiß vielleicht nicht: Tokio im Mai mit der Wiener Volksoper (Die lustige Witwe), Wien im Juni an der Volksoper (Madame Pompadour). Verheiratet mit Ex-Volksopernbariton Daniel Schmutzhard, Niederkunft mit einer Tochter vor zehn Wochen.

Jahrgang 2008: Annettes DaschSalon; normalerweise in Berlin, letzten Sonntag erstmals in Wien im Odeon. Thema: Begegnungen. Begegnung eins: Michael Schade. Er ist natürlich ein Gott; sogar im Plaudern professionell, beschenkt der Startenor die Gastgeberin mit rosa Babyschühchen und locker-flockigen Statements über seine Leidenschaften Fußball, Zoologie, Harnoncourt und Liebe. Dann singt Schade Schubert, und Liebe flutet den Saal. So leichtgängig, so hell, so alleskönnerisch. Dank und Demut.

Dramaturgisch geschickt: Katharina Straßer danach als kleiner Durchhänger. Die Volkstheaterschauspielerin überrascht mit schülerhaft vorgelesener Lyrik; das im Talk präsentierte prollige, loszungige Wiener Mädel kann Kollegin Proll, Nina, besser.

Schon geht's wieder himmelwärts. Josef Hader, einer der wichtigsten Beiträge unserer Nation zur seelischen Gesundung ihrer selbst, schüttelt eine geniale Neue-Musik-Verarsche aus dem Ärmel: Baut diesem Mann einen Tempel. Ausgerechnet ihm stellt Dasch die belämmertste Frage des Abends: Wie kommt man, als Bauernkind, zu so einer stimmlichen Variabilität? Au weia.

Seit dem Eröffnungskanon - "Wann und wo, wann und wo, seh'n wir uns wieder und sind froh?" - paaren sich Fröhlichkeitszwang und Hochdruck-Artigkeit. Das famose Klavierbegleiterpaar Katrin Dasch und Ulrich Naudé sitzt während der Gespräche stumm auf Fauteuil und Kanapee und verströmt Betulichkeit. Hm.

Das Ende: Gastgeberin, Gäste, Publikum und Berichterstatter singen laut Sag' beim Abschied leise 'Servus'. Robert Reumann interviewt wild drauflos. Und tschüss.  (Stefan Ender, DER STANDARD, 17.4.2012)