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Macht sich Sorgen um die Zukunft des offenen Internets: Google-Gründer Sergey Brin.

Foto: ROBERT GALBRAITH / REUTERS

In einem aktuellen Interview mit dem britischen Guardian zeigt sich Google-Gründer Sergey Brin über die Zukunft des Webs besorgt: Derzeit gebe von verschiedensten Seiten - und auf der ganzen Welt - massive Angriffe gegen das offene Internet.

Angriffe

Die Gefahr komme hier gleich von mehreren Seiten, allen voran Regierungen, die versuchen den Zugang ihrer BürgerInnen zum Netz zu beschränken und zu überwachen. Am meisten Sorgen bereite ihm dabei die Entwicklung in Ländern wie China, Saudi-Arabien oder dem Iran, wo das Internet mittlerweile weitgehend reguliert werde. Vor einigen Jahren sei er selbst noch davon überzeugt gewesen, dass es gar nicht mehr möglich sei, die Freiheit des Internets wieder rückgängig zu machen, leider habe sich das als Fehleinschätzung herausgestellt, so Brin.

Kritik

Allerdings würden aktuelle Angriffe auf das offene Internet längst nicht mehr ausschließlich von autoritären Regimes geführt. Auch andere Regierungen würden das Potential des Webs zur Organisation von Protesten erkennen - und aktiv bekämpfen, darunter Länder wie die USA oder Italien. Besonders deutliche Worte findet er für die Unterhaltungsindustrie, die sich mit ihren Versuchen Webseiten abzudrehen selbst ins Bein schießt. Offenbar kapiere man nicht, dass die Leute immer weiter kopierte Inhalte herunterladen würden, solange das einfacher sei als diese käuflich zu erwerben - und "dank" all den Hürden, die die Content-Industrie aufstelle, sei dies noch immer der Fall. Statt dessen versuche man Gesetzesentwürfe wie SOPA oder PIPA durchzudrücken, bei denen dann Zensurmethoden zum Einsatz kommen würden, für die man sonst China oder den Iran so gerne kritisiere.

Rechtslage

Brin weiß natürlich, dass sich auch Google selbst nicht vollständig von diesen externen Faktoren abschotten kann, insofern werde man durch richterliche Anordnungen immer wieder einmal dazu gezwungen Daten herauszugeben - und zum Teil sogar davon abgehalten die NutzerInnen darüber zu informieren. Der Google-Gründer betont dabei, dass man versuche all diese Anfragen so gut es geht zu bekämpfen, leider gelinge dies aber nicht immer.

Facebook und Apple

Neben Regierungen sieht Brin aber noch eine zweite große, aktuelle Bedrohung für das Netz: Die abgeschlossenen Ökosysteme wie sie Firmen wie Facebook oder Apple im Internet zu etablieren versuchen. So etwas wie Google sei überhaupt erst durch die große Offenheit des Internets in früheren Jahren möglich gewesen.

Proprietär

Hätte es damals schon "proprietäre Plattformen" wie Facebook gegeben - das ja jegliches externes Durchsuchen aktiv verhindert und so zunehmend zu einer Art Parallel-Netz wird - hätte es Google in dieser Form wohl nie geben können. Ähnliches gilt für Apple - die Informationen in Apps könnten einfach nicht durchsucht werden, beklagt der Google-Gründer aktuelle Entwicklungen. (apo, derStandard.at, 16.04.12)