Seoul/Wien - "Wenn die Menschen im Westen an Korea denken, dann haben sie in der Regel das Bild des Regimes im Norden im Kopf, weil dieses mitunter viel Lärm erzeugt, und eben nicht das Bild des demokratischen und prosperierenden Südens", klagt Kim Woosang. Genau gegen dieses Image versucht der Präsident der Korea Foundation vorzugehen. Sein Land habe sich in sehr kurzer Zeit zu einer demokratischen und hochindustrialisierten Gesellschaft entwickelt. Diese beiden Pfade versuche seine (staatliche) Stiftung nun weltweit vorzustellen und zu promoten. Auch in Nordkorea, im Übrigen. "Wir haben viele Gesprächs- und Hilfsangebote an Pjöngjang gemacht, aber diese wurden immer mit irgendwelchen Begründungen abgelehnt."

Hinter diesem Soft-Power-Ansatz steht eine strategische Konzeption. Kim: "Bis vor kurzem waren wir mit unserem Überleben beschäftigt. Diplomatisch gaben der Koreakonflikt und unsere Beziehungen zu den vier großen Nachbarmächten China, Japan, Russland und USA den Ton vor. Heute suchen wir als Mittelmacht Kontakte und Allianzen mit anderen Mittelmächten und schauen über den unmittelbaren Nachbarschaftsraum hinaus."

Diese neue Rolle habe die Asean-Staaten, Lateinamerika, Afrika und auch zentraleuropäische Staaten in den Fokus Seouls gerückt, sagte Kim dieser Tage in Wien. Hier hoffen die Südkoreaner mit ihrer Public-Diplomacy-Strategie Verbündete zu finden. Österreich wurde als ein möglicher Partner ausgemacht, weil es gemeinsame Interessen im humanitären Bereich gebe und Seoul von der internationalen Erfahrung Wiens lernen will. Als Plattform für die Annäherung dienen die Feierlichkeiten zu 120 Jahren diplomatischer Beziehungen, die beide Länder heuer feiern. (pra/DER STANDARD, 16.4.2012)