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Dabana Na Walna, Sprecher der Streitkräfte, spricht mit Journalisten.

Foto: EPA/FERNANDO PEIXEIRO

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Quelle: APA

Washington/Lissabon - Der Militärputsch im westafrikanischen Guinea-Bissau ist international verurteilt worden. Das Weiße Haus rief am Freitag die Militärs zur Wiedereinsetzung der rechtmäßigen Regierung auf. Die USA seien tief besorgt über die Sicherheit des Übergangspräsidenten und anderer führender Persönlichkeiten des Landes, hieß es in einer Mitteilung. Alle Parteien wurden aufgefordert, ihre Differenzen demokratisch zu lösen.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon verlangte nach dem Putsch am Donnerstag die sofortige und bedingungslose Freilassung aller vom Militär Festgenommenen. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Einmischung des Militärs in die Politik und forderte alle Seiten zu größter Zurückhaltung auf. Die Sicherheit des festgenommenen Übergangspräsidenten Raimundo Pereira und von Ministerpräsident Carlos Gomes Junior müssten gewährleistet werden. Sie und andere Inhaftierte müssten unverzüglich freigelassen werden, hieß es in der Erklärung des Sicherheitsrats weiter.

Lissabon: "Beendigung aller Gewaltakte"

In Lissabon rief die Regierung der früheren Kolonialmacht Portugal "vehement zur Beendigung aller Gewaltakte und zur Achtung des Gesetzes" auf. Außenminister Paulo Portas forderte zudem "energische Repressalien" der internationalen Gemeinschaft gegen die Putschisten. Für Samstag berief der Ministerrat der Gemeinschaft Portugiesischsprachiger Länder (CPLP) in Lissabon ein Krisentreffen ein.

Nach portugiesischen Medienberichten erklärten die Militärs, sie wollten eine "politische Lösung für die Krise" in Guinea-Bissau. Sie hätten sich mit Vertretern von politischen Parteien getroffen. Die Putschisten teilten am Freitagabend mit, auch der Generalstabschef, Antonio Indjai, sei festgesetzt worden. Ihm sowie dem Präsidenten und dem Ministerpräsidenten gehe es gut. Sie seien an einem sicheren Ort. Am Freitag war die Lage knapp zwei Wochen vor einer umstrittenen Stichwahl um das Präsidentenamt relativ ruhig.

Streitkräfte wollen nicht Macht ergreifen

Das selbst ernannte "Militärkommando" der Streitkräfte bekannte sich zur militärischen Aktion, versicherte aber gleichzeitig in einem Kommunique, man wolle nicht die Macht ergreifen. Man sei aber zum Handeln gezwungen worden, da man Geheimdokumente habe, wonach die Regierung in Bissau mit Hilfe der Armee von Angola die Streitkräfte in Bissau "vernichten" wolle, hieß es. Die Regierung Angolas bestritt die Vorwürfe. Seit einem Jahr unterhält Angola eine 200-köpfige Militär-Mission in Guinea-Bissau.

Augenzeugen berichteten der portugiesischen Zeitung "Publico", dass Truppen am Freitag auch mehrere Minister verschleppt hätten, Häuser von Regierungspolitikern seien zerstört worden. Die Festgenommenen seien alle in Fortaleza Amura, einer Festung aus portugiesischen Kolonialzeiten, die heute Sitz des Generalstabs der Streitkräfte ist.

Vor Präsidentschafts-Stichwahlen

Die Unruhen in Bissau ereigneten sich gut zwei Wochen vor den für den 29. April angesetzten Präsidentschafts-Stichwahlen. Ministerpräsident Gomes Junior hatte im März die erste Runde klar gewonnen und galt als Favorit auf die Nachfolge des im Jänner an Diabetes gestorbenen Staatschefs Malam Bacai Sanha.

Gomes Juniors Rivale Kumba Yala hatte angekündigt, die Stichwahlen wegen Unregelmäßigkeiten boykottieren zu wollen. "Es wird keinen Wahlkampf geben, das garantiere ich", hatte er erst am Donnerstag kurz vor dem Militärcoup erklärt. Yala soll enge Beziehungen zum Militär unterhalten. Er wurde schon in vergangenen Jahren für Putschversuche verantwortlich gemacht.

Bei den Unruhen hatten Soldaten laut Medien die wichtigsten TV- und Radiosender des Landes geschlossen, die Zentrale der Regierungspartei besetzt und mehrere Botschaftsgebäude umstellt. Auf den Straßen sei Panik ausgebrochen. Nach Informationen des Senders RDP wurde mindestens ein Mensch getötet.

In Guinea-Bissau ist es seit der Unabhängigkeit von Portugal 1974 immer wieder zu Aufständen und Staatsstreichen durch das Militär gekommen. Seither hat kein Präsident eine volle Amtszeit von fünf Jahren durchgestanden. Das Land am Atlantik, das zwischen Senegal und Guinea liegt, ist bitterarm. Es belegt auf dem Entwicklungsindex der Vereinten Nationen einen der letzten Plätze.

Guinea-Bissau ist der zweite Staat in Westafrika, in dem binnen weniger Wochen Militärs putschen. Am 22. März hatten meuternde Soldaten in Mali Präsident Amadou Toumani Toure gestürzt. Auf Druck der Nachbarländer und der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS machten sie inzwischen jedoch den Weg für eine zivile Übergangsregierung frei. (APA, 14.4.2012)