Selbst schuld natürlich, wer schon in der Früh Glotze glotzt, statt kaffeeschlürfend die Ruhe zu genießen. Aber es passiert nun einmal, und dann bleibt man dran und sieht plötzlich die arme Kete am Operationstisch, sieht Doktor Thiet, der gottlob hilft. Kete hat ein Holzstück im Rachen, das muss raus - wir sind und bleiben dran; ein Magnetismus des Entsetzens wirkt; uns ist schon nicht mehr ganz wohl im Magen.

Der Beitrag beim Frühstücks-TV auf Sat.1 dauert ja nicht ewig, aber er hat es in sich, denn blutig sind die Bilder und die Hände von Doktor Thiet sowieso. Triumphierend hält der Medikus schließlich - nach seiner operativen Suchaktion - das gefundene verschluckte Objekt in die Kamera, und man sieht auch das Hündchen Kete nun wieder fröhlich herumhopsen. Alles gut. Aktion "Blutige OP-Hände" erfolgreich abgeschlossen, Tierleben gerettet. Aber nur noch der Härteste kann wohl frühstücken - nach so was.

Die Privaten haben es geschafft, die rührende Tiergeschichte als solche zu etablieren - nicht ungern enden auch die ORF-"ZiBs" mit netten, auflockernd gemeinten Anekdoten aus der Tierwelt. Aber blutige OP-Geschichten wie jene von Kete - schon zu früher Morgenstunde - lassen doch auf ein wenig schmeichelhaftes Bild schließen, das sich TV-Programmbastler vom Konsumenten machen.

Oder: Sie wissen womöglich genau, was sie tun. Und es gibt tatsächlich eine qualifizierte Mehrheit, die sich solche Geschichten zum Frühstück gönnt - und dann glücklich in den Tag zieht. Auch eine magenirritierende Vorstellung. (tos/DER STANDARD, Printausgabe, 18./19.6.2003)