Am Tierfriedhof Wien in Simmering können Menschen Abschied von ihren Haustieren nehmen.

Foto: derStandard.at/Julia Schilly

Im Rahmen einer Zeremonie wurden bereits 35 Tiere begraben.

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Auch der 12-jährige Golden Retriever Mara fand hier seine letzte Ruhe.

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Geschäftsführer Hermann Hahner (rechts im Bild) beweist dabei viel psychologisches Feingefühl.

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Die Grabstellen sind kreisförmig um Bäume angeordnet.

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Zudem gibt es eine Urnenwand.

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Manche Besitzer lassen aus der Asche der Tiere auch Diamanten anfertigen.

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Endstation Tierkadaververwertung: Für die meisten Haustiere endet die Reise als Tiermehl oder -fett. Doch immer mehr Menschen wünschen sich einen Ort, an den sie gehen können, um an ihre verstorbenen Hunde, Katzen, Nager oder Vögel zu denken. Mittlerweile wird auch in Österreich um die toten Haustiere bereits konkurriert. Vis-à-vis von dem zweiten Tor des Zentralfriedhofs gibt es zum Beispiel seit November des Vorjahrs den Simmeringer Tierfriedhof. Auf dem 2.500 Quadratmeter großen Areal wurden in den kreisförmig um Bäume angeordneten Gräbern bereits 35 Tiere begraben.

Die breite Simmeringer Hauptstraße teilt den Teil vom Menschenfriedhof. "Menschen und Tiere sollte man nicht vermischen", betont Geschäftsführer Hermann Hahner. "Wir haben diesen Ort ausgesucht, weil er ästhetisch, achtsam, aber nicht verkitscht ist", sagt Erna Janisch. An diesem Tag wird der Hund Mara begraben. Zwölf Jahre hat der Golden Retriever die Familie begleitet, zum Abschied bekommt er einen blauen Sarg mit Sternen, in den drei seiner Lieblingsspielzeuge gelegt wurden.

Kreise und Bäume

Der Ablauf des Begräbnis erinnert an jenes von Menschen. Zunächst gibt es eine Zeremonie hinter den violetten Türen des sogenannten Abschiedsraum. Diese wird nach den Wünschen der Tierbesitzer individuell gestaltet. Meist werden Bilder der Tiere an die Wand projiziert, Musik gespielt und Kerzen und Weihrauch angezündet. Danach wird der Sarg in die Erde gelassen.

Die Gräber sind in Kreisen angeordnet, im Zentrum stehen Bäume, der in der Nacht stimmungsvoll von unten angeleuchtet werden. "Ich finde, das ist ein schönes Symbol, dass in der Mitte etwas Neues wächst", sagt Janisch.

Individuelle Grabstellen

Die Preise der Grabstellen richten sich nach Größe und Gewicht des Tieres: Für kleine Tiere bis zwei Kilogramm kann für etwas mehr als 200 Euro eine Grabstelle auf zwei Jahre angemietet werden. Auf fünf Jahre laufen die ein Quadratmeter und die zweieinhalb Quadratmeter großen Gräber für Tiere bis zu 70 Kilogramm, die von rund 370 bis 525 Euro kosten. In den Service ist auch inkludiert, dass die Kadaver rund um die Uhr vom Tierarzt oder direkt von zu Hause abgeholt werden.

Standardmäßig bietet der Tierfriedhof Wien Holzgedenkzeichen mit Inschrift für die Grabstätten an, diese können im Rahmen der geltenden Tierfriedhofsordnung aber auch mit Grabsteinen gestaltet werden. Der Geschäftsführer berichtet zum Beispiel von einem Kunden, der einen roten Grabstein für seine Katze bestellt hat, weil das Grab seiner vor einem Jahr verstorbene Mutter auch einen in dieser Farbe bekam.

Bei einem Blick auf die Gräber fällt auf, dass sie sehr persönlich gestaltet sind: Tonfiguren, Steine, Blumen, Kerzen und Fotos sind zu sehen. Auf den kleinen Holzschildern stehen die Namen der Haustiere mit einer kleinen Notiz wie "Schlafe wohl, Bärli" oder "Wir lieben dich Lady Nicki". Erna Janisch hat sich für ein schlichtes "Unser Mädi Mara" für die langjährige treue Begleiterin entschieden.

Glasplatten für die Urnenwand

Besonders für Kinder kann der Abschied von Haustieren schwierig sein. Hermann Hahner erzählt von einem siebenjährigen Bub, dessen Katze nach einigen Monaten starb. Das Kind suchte eine bunte Urne in Katzenform aus: "Als er dann sah, dass die Urne hinter Steinplatten verschwindet, kam ich auf die Idee ein bruchsicheres Glas an einer Stelle einzusetzen, damit er sie weiterhin sehen kann." Wer seine Lieblinge besonders exklusiv in Erinnerung behalten will, kann sich ab 2.000 Euro auch einen Diamant aus der Asche anfertigen lassen.

Feinde bis nach dem Tod

"Speedy war unser erster Hase", sagt Hahner und zeigt auf dessen kleines Grab. In seinem Job ist psychologisches Feingefühl ebenso wichtig, wie bei Menschenbegräbnissen, da Trauer ein Ausnahmezustand ist. Er berichtet zum Beispiel von Klienten, die bei der Bestattung ihrer Katze fast zusammenbrechen.

Und manche Halter sorgen sich noch bis nach dem Tod ihrer Tiere um dessen Wohlergehen. Hahner berichtet von einem Fall: Klienten mieten bereits ein Grab für zwei Hasen. Nun ist ihr Hund gestorben. Eigentlich wäre noch Platz im Grab, was viel günstiger käme. "Die Besitzer waren jedoch der Meinung, dass die Tiere nicht gemischt werden dürfen, da sie sich schon zu Lebszeiten nicht verstanden haben", sagt er schmunzelnd.

Lange Nacht der Wiener Stadtwerke

Die Möglichkeit zur Besichtigung gibt es am Samstag, 5. Mai bei der Langen Nacht der Stadtwerke, an der auch der Tierfriedhof teilnimmt. (jus, derStandard.at, 4.5.2012)