Die Deutsche Umwelthilfe hat die biologisch abbaubaren Plastiksackerl von Rewe und Aldi (Hofer) kritisiert. Mit den überteuerten Sackerln, die "angeblich" zu 100 Prozent kompostierbar seien, hätten die Supermarktketten die Kunden getäuscht. 

Rewe stoppte Verkauf

Rewe Deutschland reagierte umgehend und stoppte den Verkauf der Tragetaschen. "Mit diesem Schritt wollen wir dafür sorgen, dass es bei unseren Kunden nicht zu Verunsicherung über die tatsächliche Umweltverträglichkeit dieser Tragetaschen kommt", nahm Rewe-Sprecher Martin Brüning in einer Aussendung Stellung. 

Umweltprüfung wird wiederholt

Gemeinsam mit Herstellern und unabhängigen Experten will Rewe die Umweltverträglichkeit der Sackerl nun noch einmal untersuchen und solange den Verkauf einstellen. In Österreich prüft man noch, ob ähnliche Maßnahmen getroffen werden sollen, sagte Sprecherin Karin Nakhai.

Gleichzeitig warf das Unternehmen der Deutschen Umwelthilfe vor, die Öffentlichkeit über die tatsächlichen Umweltziele von Rewe in die Irre zu führen.

Kompostierer verstehen Kritik nicht

Auch in Österreich werden kompostierbare Sackerl an der Kasse angeboten. Allerdings gab es bisher keine Beanstandung seitens der Kompostierer, obwohl es sich, jedenfalls bei Hofer und vermutlich auch beim Rewe-Konzern um genau dieselben Sackerl handelt.

Das Plastik sei zur Gänze kompostierbar bestätigte Robert Tulnik, Geschäftsführer von der Arge Kompost und Biogas. Er sieht das Problem nicht im Prozess des Abbaus. "Das Wegwerfen von Bio-Sackerln verleitet dazu, dass auch andere nicht-abbaubare Sackerl in der Biotonne landen." Weil seiner Meinung nach die Kunden nicht mehr Acht auf das Material gäben. 

Immer noch zu viel Erdöl

Grund zur Sorge für die Umwelt sieht Tulnik höchstens im Erdöl, das noch immer zu einem erheblichen Anteil in die Bio-Sackerl verarbeitet wird. Für den Kompost mache das aber keinen Unterschied. Für Rewe sei die "Bio-Tüte" ein erster Schritt, weniger fossile Ressourcen wie Mineralöl einzusetzen." Auch wenn das Material nicht zu 100 Prozent pflanzlich sei.

Hofer hält an EU-Norm fest

Auch Hofer verfolgt dieses Ziel, hat allerdings das in Verruf geratenen Sackerl nicht aus dem Verkehr gezogen. In einer Stellungnahme des Plastikherstellers "Victorgroup" geht Vertriebsleiter Jens Boggel auf die Kritik der Umwelthilfe ein: "Die Norm fordert 90 Tage Rottezeit. Unsere Tragetaschen benötigen heute schon im besten Fall nur die Hälfte der Zeit. Die kompostierbaren Sackerl werden neben dem bis zu 50-prozentigen Erdölanteil aus nachwachsenden Rohstoffen, wie der Stärke von Mais, Rüben, Weizen oder Erdäpfeln, hergestellt. (Maria von Usslar, derStandard.at, 13.04.2012)