Freitagmorgen, 9.30 Uhr: Soeben wurde das Tor zum Botanischen Garten geöffnet, vor dem sich schon eine Menschentraube gebildet hatte. Das Ziel der Wartenden: Die Raritätenbörse des Botanischen Gartens der Universität Wien.

Foto: derStandard.at/ped

Gleich rechts beim Eingang wird der Stand der Arche Noah regelrecht gestürmt. Bewaffnet mit Körben, Kartons oder Trolleys drängen die Gartenbegeisterten an die Verkaufsstände, um die beste Chillipflanze, essbare Chrysanthemen oder seltene Paradeiserpflanzen zu ergattern. Es geht nur reihum in der Schlange, die MitarbeiterInnen zählen die gekauften Pflanzen schon vor der Kasse ab und überreichen Zettel, damit der Bezahlvorgang beschleunigt wird.

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2002 fand die erste Raritätenbörse statt, damals gab es nur vier Stände und trotzdem kamen 3.500 Besucher an drei Tagen, erzählt Frank Schumacher, stellvertretender Leiter des Botanischen Gartens.

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Wilhelm Niewöhner aus Paderborn war von Anfang an dabei, er ist einer der "Väter" der Wiener Raritätenbörse. Als Verkäufer von Alpengartenraritäten war er bereits Ende der 90er-Jahre mit Vertretern der Österreichischen Gartenbaugesellschaft am Rande einer Messe ins Gespräch gekommen und hatte das Veranstalten einer Raritätenbörse vorgeschlagen, was begeistert aufgenommen wurde.

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Anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung der Fachgruppe für Alpenpflanzen und Pflanzenstauden konnte dies 2002 realisiert werden.

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2011 besuchten zirka 12.000 Menschen die Veranstaltung. Man könne die Anzahl allerdings nur schätzen, sagt Frank Schumacher, da man keinen Eintritt verlange.

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Aber auch die Anzahl der Aussteller ist gewachsen: Insgesamt listet das Verzeichnis 71 Stände auf, davon verkaufen allerdings nur zirka 30 bis 40 Stände Pflanzen.

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Der Rest entfällt auf Infostände, Gastronomie und Anbieter von anderen Produkten, die Gartenfreunde schätzen.

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Bei der Anzahl der Firmenstände sei man limitiert, sagt Schumacher, schließlich gehe es um Vielfalt. "Wir wollen nicht zu viele Anbieter von einer Sorte haben und setzen auf Spezialgärtnereien."

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Auf Michael Miely beispielsweise, der an die 600 Strauch- und Staudenpfingstrosen im Sortiment hat. Der Oberösterreicher nimmt seit sechs Jahren an der Raritätenbörse teil. Aufmerksam wurde er durch einen anderen Pflanzenanbieter, der ihn auf die Veranstaltung hingewiesen hatte. "Die Standgebühren sind im Vergleich zu großen Messen moderat", meint er.

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Zwei Frauen, die am Weg von der Schnellbahnstation Rennweg eindeutig als Raritätenbörsenbesucherinnen identifiziert werden (Merkmal: große Korbtasche, sehr zielstrebiger Gang Richtung botanischer Garten), erklären, dass sie schon seit 2005 kämen. Ihr heutiges Ziel seien Clematispflanzen. "Zum Glück gehen ja manchmal Pflanzen ein, so dass wieder Platz für neue ist", meinen sie lachend.

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Ein Teil der Aussteller seien Privatpersonen, die auf der Fensterbank Pflanzen züchten, oder auch kleine Händler, die von Börse zu Börse tingeln, erzählt Frank Schumacher. Diese hätten dann eben beispielsweise nur zwei Stück einer besonderen Pflanzenrarität dabei.

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Gartenwerkzeuge aus Kupfer werden von Gartenliebhabern besonders geschätzt. Die Produkte der Firma PKS aus Bad Ischl sind handgefertigt und wurden bis vor kurzem auch von einem österreichischen Schmied produziert.

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Als dieser in Pension ging, war es schwer, hierzulande einen Nachfolger zu finden. Ein ungarischer Schmied hat nun die Produktion übernommen, nach umfassender Einschulung durch den Vorgänger. Vertrieben werden die schönen Stücke hauptsächlich über das Internet. Ausgestellt wird nur auf der Raritätenbörse und bei der Arche Noah, denn dort finde man das Zielpublikum, erklären die Firmeninhaber.

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Palmenspezialanbieter sind ebenso zu finden ...

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... wie Rosenzüchter.

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Große Auswahl für Chili-Freunde bei der Gärtnerei Biotiger aus Neusiedl am See.

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Pilzzucht für daheim.

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Sukkulentenvielfalt.

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Sieht aus wie ein Philodendron, ist aber keiner, erklärt Helmut Reisenberger leicht belustigt. Er ist Spezialist für Aronstabgewächse, Anthurien und Allokasien. Die Pflanze namens Rhaphidphora tetrasperma kommt aus Südostasien und ist viel kleinwüchsiger als die umgangssprachlich als Philodendron bezeichnete Pflanze.

Die Nachfrage nach den Gewächsen, die er vertreibt, ist in Österreich allerdings enden wollend. In Deutschland, England und Italien sei das Interesse weitaus größer.

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Auch spezielles Saatgut wird angeboten, neben der Arche Noah bietet unter anderen auch der Demeter-zertifizierte Gärtnerhof Ochsenherz aus Gänserndorf Samen an. (Petra Eder, derStandard.at, 13.4.2012)

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Raritätenbörse im Botanischen Garten der Universität Wien

Freitag, 13.4. bis Sonntag, 15.4.
Geöffnet von 9.30 bis 18 Uhr
1030 Wien, Eingang Ecke Mechelgasse/Prätoriusgasse

>> Ausstellerverzeichnis und Plan

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