"Mit großer Unzufriedenheit haben wir die Verhandlung um Kino.to verfolgt", heißt es im Anonymous-Video. Die Webseiten der Leipziger Justiz waren kurzfristig nicht erreichbar.

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Kaum ist das Gerichtsurteil für den Programmierer von Kino.to öffentlich, hat Anonymous Germany einen Vergeltungsschlag auf die Server der Leipziger Justiz und das Bundesjustizministerium verübt. Das Landgericht Leipzig hatte Bastian P. am 11. April 2012 zu einer Haftstrafe im Ausmaß von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt – der WebStandard berichtete.

Bundesjustizministerin: "DDos-Angriff, kein Hack"

Am Dienstag waren die Seiten des Bundesjustizministeriums und der sächsischen Zweigstelle justiz.sachsen.de für kurze Zeit nicht erreichbar. Anonymous Germany twitterte am Mittwoch: "Rache ist süß, kino.to (war) ist besser: TANGO http://www.bmj.de is DOWN". Mit dem Begriff "Tango Down" bezeichnet das US-Militär die Eliminierung des Feindes. Die deutsche Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bestätigte den Angriff auf ihrem Twitter-Account: "Es gibt einen DDoS-Angriff, kein Hacking. BSI wird das reparieren, Schaden für die Sache der Freiheit größer?" Am frühen Abend waren die betroffenen Seiten wieder erreichbar.

Reaktion auf Schließung von Kino.to

Mit einer Distributed-Denial-of-Service-Attacke (DDoS) hatte die Gruppe bereits im Juni 2011 auf die Schließung der Plattform Kino.to reagiert und die Webseite der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) angegriffen.

"Operation Kino.to"

Im Anonymous-Video, das die "Operation Kino.to" ankündigte, heißt es: "Mit großer Unzufriedenheit haben wir die Verhandlung um Kino.to verfolgt. Wie kann es sein, dass ein Programmierer für Verletzungen des Urheberrechts mehr Jahre Haft als beispielsweise ein Mörder oder Kindesvergewaltiger bekommt?"

Druck der FDP verantwortlich für hohe Haftstrafe

Das Urteil sei überzogen. Weiter betonen die Aktivisten: "Stünden nicht gewaltige Lobbyverbände hinter dieser Anklage, wäre sie wahrscheinlich viel geringer ausgefallen." Die Haftstrafe könne jetzt zwar nicht mehr geändert werden, aber es gehe Anonymous darum, "dass die Menschen endlich aufwachen. Aufwachen aus einer Zeit, in der 1.000 Euro mehr wert sind als ein Menschenleben."
Für das hohe Ausmaß der Gefängnisstrafe sei in dem Fall die Freie Demokratische Partei Deutschlands (FDP) verantwortlich, so Anonymous. (ez, derStandard.at, 13.4.2012)