Foto: Heribert Corn

Gareth Smith hat endlich wieder eine Küche. Der Mann kocht so erfrischend gut, dass man auch die entrische Location in Kauf nimmt.

Foto: Heribert Corn

Das kann doch jedem Wirten, der einen Funken Ambition im Herzen hat, nur Mut machen: Ein abgetakeltes Pub an einer der dezidiert trostlosen Ecken der Stadt wird mit ganz einfachen Mitteln auf Standard gebracht, mit einer halbwegs arbeitsfähigen Küche und kühner Bierauswahl ausgestattet - und geht plötzlich wie die Feuerwehr. Okay, dass die Betreiber mit Gareth Smith aus Oxford einen der ganz wunderbaren Köche der Stadt im Team haben, ist natürlich hilfreich.

Der Mann sieht nicht nur aus wie der leibhaftige Falstaff, er hat auch schon eindeutig gezeigt (und zwar im Charlie P's in der Währinger Straße, Anm.), dass die Briten ungleich mehr vom guten Essen verstehen, als ihnen von unsereins traumatisierten Sprachreiseschülern gemeinhin zugemutet wird.

Dass Smith jetzt ausgerechnet hier Asyl gefunden hat, ist den Brüdern David und James O'Connor zu verdanken, Iren und seit langen Jahren in den besseren Irish-Pubs der Stadt an den Eigenarten der mitteleuropäischen Kundschaft gestählt. Sie begriffen die bösartig schlechte Lage des Lokals als Chance, setzten auf die rundherum aus dem Boden geschossenen Bürokomplexe und hoffen auf das eben entstehende "Mediaquarter" (ob mit oder ohne ORF). 

Man schmeckt die Meeresbrise

So engagiert, wie sie bei der Sache sind, wird es aber auch ohne gehen: Schon jetzt ist die Bude allabendlich gesteckt voll, zu Mittag gehen die "Daily Specials" inklusive Suppe und Dessert um beängstigend schlanke 6,50 Euro über die Theke, und auch da sind ganz wunderbare Sachen dabei - ein kernig faschierter, mit ordentlich frischem Estragon aufgezwirbelter "Meatloaf" in butterigem Teigmantel und ebensolchem Erdäpfelpüree etwa.

So richtig zur Sache geht es dann am Abend, wenn Smith zum Beispiel dicke, französische Miesmuscheln nur so kurz mit Zitrone, Weißwein und Koriander erhitzt, dass sie sich gerade eben öffnen und man noch die Meeresbrise zu schmecken meint. Oder sein längst legendärer Fish 'n' Chips aus großem, atlantischem Kabeljau, mit dick (natürlich von Hand) geschnittenen Chips und einer vor Kapern und Essiggurkerln geradezu knackigen Sauce Tartare. 

Confit Chicken Basket

Oder das "Confit Chicken Basket", das auf ersten Blick wie ein ordinäres Backhendl-Körberl daherkommt, unter dessen Cajun-würziger Panier sich aber ein in Ganslschmalz eingemachtes Hendlhaxl von solch unverschämtem Schmelz und Saft verbirgt, dass man die köstlich chilischarfe Mayo gar nicht brauchen würde. Aus ebenfalls confierter Ente formt Smith eine frische, saftige, löffelweiche Terrine, die dazu servierte Zwiebelmarmelade gerät aber ein bissl gar süß.

Aber halb so wild, so nimmt man eben noch einen tiefen Zug vom Bier. Das kann ein cremig gezapftes Guiness sein, aber auch das köstlich würzige Murphys Red, das animierend bittere London Pride - oder überhaupt eines der gewagt guten IPAs, entweder aus der Gusswerk-Brauerei in Salzburg oder überhaupt das hochprozentig fantastische Camba Bavaria aus dem oberbayrischen Truchtlaching. Cheers to that, folks! (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 13.04.2012)