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Rick Santorum gibt auf ...

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... dabei hatte der Erzkonservative noch am ehesten Chancen, gegen Mitt Romney die Vorwahlen der Republikaner für sich zu entscheiden.

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Die Kandidatenkür der Republikaner ist entschieden. Mitt Romney, der frühere Gouverneur von Massachusetts, wird im Herbst ins Duell mit Präsident Barack Obama ziehen. Das Ausscheiden Rick Santorums, seines härtesten innerparteilichen Rivalen, der am Dienstag überraschend das Handtuch warf, ebnete Romney nach einem Vorwahlmarathon über gut drei Monate den Weg ans Ziel.

Das Ende in Gettysburg

Allein die Logistik des Abgangs sollte so etwas wie Größe vermitteln. Santorum wählte Gettysburg, um das Ende seiner Kampagne zu verkünden, jenen geschichtsträchtigen Ort in den Hügeln Pennsylvanias, wo 1863 eine der blutigsten Schlachten des amerikanischen Bürgerkriegs tobte und wo der legendäre Abraham Lincoln zum Überwinden politischer Gräben aufrief. Er habe übers Osterwochenende die Entscheidung getroffen, dass das Präsidentschaftsrennen für ihn vorbei sei, sagte Santorum. "Aber während wir unseren Wahlkampf heute aussetzen, sind wir mit dem Kämpfen noch lange nicht fertig." Er habe sich konzentriert auf "das moralische Unternehmen, das Amerika ist", fügte der Ex-Senator hinzu. "Wir haben über Dinge geredet, über die man reden sollte, die aber im politischen Diskurs allzu oft beiseitegeschoben werden."

Mit seiner Forderung, die Rolle der Religion im öffentlichen Leben aufzuwerten, hatte Santorum vor allem bei Evangelikalen Stimmen gesammelt, zumal letztere den Mormonen Romney eher skeptisch beäugen. Seine harte Linie bei emotional aufgeladenen Themen wie Abtreibung oder Schwulenehe schreckte wiederum jene Republikaner ab, die zwar einen schlanken Staat, niedrige Steuern und einen eisernen Sparkurs verlangen, aber gesellschaftlich liberale Positionen vertreten. Punkten konnte der 53-Jährige indes auch bei Geringverdienern, die mit dem steifen Multimillionär Romney fremdeln.

Arbeiterbub aus dem "Heartland"

Für sie gab er den Arbeiterjungen aus dem Steel Valley bei Pittsburgh, dem Tal der Stahlschmelzen, wo zwar keine Schlote mehr rauchen, aber raue, herzliche Sitten bis heute an die Ära von Erz und Kohle erinnern. Kein Auftritt, bei dem er nicht von den schwieligen Händen seines Großvaters erzählt, eines italienischen Einwanderers, der in einem Bergwerk malochte. Keine Rede, in der er nicht auf die Eliten schimpfte, die Besserwisser an der Ost- und der Westküste, die den Rest des Landes weder kennen noch begreifen. Am besten schnitt er mit solchen Sprüchen im Mittleren Westen sowie in einigen Südstaaten ab, im Amerika der heruntergekommenen, oft belächelten Kleinstädte, in Regionen, die sich mit ihrer Bodenständigkeit als "Heartland" der USA verstehen.

Dennoch, nach kurzem Höhenflug im Februar hatte der Außenseiter kaum noch eine Chance, dem moderateren, professioneller organisierten, finanziell besser ausgestatteten Rivalen Paroli zu bieten. Rein mathematisch stand er auf verlorenem Posten. Während Romney bis dato 661 Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag in August in Tampa sammelte, kam Santorum nur auf 285. Selbst seine optimistischsten Anhänger konnten nicht mehr überzeugend erklären, wie der Zurückliegende angesichts solcher Zahlen noch gleichziehen wollte.

Romney führte selbst in Pennsylvania in den Umfragen

Überraschend kam jedoch, dass der Mann auf der Verliererstraße noch vor einer Primary ausstieg, bei der eigentlich ein glänzendes Comeback zu feiern und damit sein Gesicht zu wahren gedachte. Am 24. April, bei den Vorwahlen in seinem Heimatstaat Pennsylvania, wollte Santorum Romney noch einmal in die Schranken verweisen - es sollte eine Art letztes Aufbäumen werden. Offenbar bewogen ihn Umfragen, die Romney auch in Pennsylvania vorn sahen, relativ rasch zum Umdenken. Immerhin konnte er die Wahlkampfbühne mit erhobenem Haupt verlassen, statt von ungeduldigen Parteifreunden nach einer Niederlage aus dem Rampenlicht gedrängt zu werden. Newt Gingrich, der frühere Parlamentspräsident, und der libertäre Außenseiter Ron Paul bleiben vorläufig im Rennen. Die beiden sind allerdings klar abgeschlagen. (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, online aktualisiert, 11.4.2012)