Eine Milliarde Dollar für ein Kleinunternehmen mit knapp einem Dutzend Mitarbeitern und kaum Umsatz: Das hört sich nicht gerade vernünftig an. Schon gar nicht, wenn der Käufer selbst "nur" einen Umsatz von 3,7 Milliarden Dollar aufweisen kann. Und doch: Facebook hat nicht nur das entsprechende Kleingeld, sondern auch triftige Gründe für die Übernahme des Fotodienstes Instagram.
In seinem Börsenprospekt wies das 2004 von Mark Zuckerberg gegründete Netzwerk bei den Risikofaktoren unter anderem auf zwei Punkte hin, die eine Bedrohung für das Geschäft mit der Freundschaft werden könnten: die Konkurrenz seitens anderer sozialer Netzwerke, etwa durch Google mit Google+, sowie der Verlust an Popularität.
Mit Instagram kauft sich Facebook auf einen Schlag 30 Millionen Nutzer hinzu. Und jeder Nutzer, so die Rechnung von Unternehmen, die mit Online-Werbung ihr Geschäft machen, bedeutet mehr Geld. Facebook plant die Expansion in Märkte, die sich der lateinischen Schrift entziehen - nicht aber der Kraft des Bildes. Foto-Apps und Foto-Netzwerke erleben einen enormen Zulauf.
Keine Frage: Skepsis ist angesichts der Riesensummen, die für Übernahmen im Internetbereich gezahlt werden, angebracht. Vor allem aus Sicht der Anleger. In den Augen der Anbieter sieht das anders aus - Blase hin, Blase her: Bevor Instagram zum Konkurrenten oder von einem solchen gekauft wird, hat Zuckerberg zugegriffen. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 11.4.2012)