Zecken und Flöhe sind nicht nur eine lästige Qual für Haustiere, sondern können auch die Gesundheit der Menschen gefährden. Besonders im Frühling finden viele Halter wieder Zecken im Fell ihrer Tiere. Tierärztin Eva Wistrela-Lacek beantwortet in der Online-Sprechstunde User-Fragen zum Thema.
Frage per Mail: Ich habe zwei Hunde. Einer wird trotz Zeckenhalsbands regelmäßig von Zecken befallen, der andere fast nie. Sind manche Hunde verlockender für Zecken?
Wistrela-Lacek: Man vermutet hinter den unterschiedlichen Befallshäufigkeiten unter den Hunden eigentlich zumeist einen Anwendungsfehler der Produkte. Häufig werden die Empfehlungen der Hersteller nicht genau beachtet, vor allem in Bezug auf Nasswerden und Baden der Tiere, Applikationsart und -ort sowie die Wirkungsdauer. Allerdings bieten gerade langhaarige Hunde bessere Versteckmöglichkeiten für Zecken - denn nach wie vor ist das regelmäßige Absuchen der Tiere als Vorsorgemaßnahme besonders wichtig.
Frage per Mail: Ich habe Hunde und Katzen. Kann man die Zeckenschutzmittel von Hunden auch bei Katzen anwenden?
Wistrela-Lacek: Falls dies nicht ausdrücklich vom Hersteller erlaubt wird, kann ich davon nur abraten. Ganz konkret werden bei den Zeckenschutzmitteln auch Wirkstoffe verwendet, die für Katzen hochgradig giftig und auch tödlich sein können. Hierzu gehört der Inhaltsstoff Permethrin - Produkte mit diesem Wirkstoff sind natürlich dementsprechend gekennzeichnet.
Andere Spot-on-Produkte, deren Wirkstoff für Hunde und Katzen verträglich ist, werden streng nach Gewicht und Alter des Tieres eingesetzt. Da hier wiederum verschiedene Konzentrationen bei Hund und Katze zur Verwendung kommen, empfiehlt sich auch hier nicht, die Hundeportion bei einer gleich schweren Katze anzuwenden. Ausnahmen dazu stellen jene Produkte dar, die deutlich die Anwendung bei Hund und Katze erlauben.
Frage per Mail: Haben Sie in Ihrer Praxis Erfahrung damit, ob Hunde und Katzen allergische Reaktionen auf abwehrende Halsbänder oder Tropfen zeigen? Bzw. kann das die Tiere krank machen?
Wistrela-Lacek: Krankmachende Wirkung konnte ich bisher keine verzeichnen, natürlich vorausgesetzt, dass die Präparate korrekt angewendet wurden. Allergische Reaktionen sind aber - wie bei der Verwendung jedes chemischen Präparates - natürlich möglich.
Am ehesten kommen vereinzelt Reaktionen an der Applikationsstelle und/oder Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut wie Rötungen oder Juckreiz vor. Vereinzelt berichten Patientenbesitzer von gelegentlichen allgemeinen Reaktionen wie Appetitlosigkeit und Müdigkeit, vereinzelt auch Erbrechen. Die Nebenwirkungsliste umfasst aber auch mögliche gesteigerte Unruhe, Temperaturanstieg und Krämpfe - diese Probleme treten zumeist bei der versehentlichen oralen Aufnahme auf.
Frage per Mail: Tiere, die von Haus aus Krankheiten haben, zum Beispiel Nierenprobleme oder Herzkrankheiten: Schaden hier die chemischen Präparate nicht zusätzlich?
Wistrela-Lacek: Prinzipiell gilt bei den meisten Präparaten, dass sie nicht bei akut kranken oder rekonvaleszenten Tieren angewendet werden dürfen. Bei Tieren mit chronischen Organerkrankungen, die sich aber in einem klinisch guten, sogenannten "unauffälligen" Allgemeinzustand befinden, ist gegen die korrekte Anwendung von Zeckenschutzmitteln nichts einzuwenden.
Frage per Mail: Was ist beim Zeckenentfernen zu beachten?
Wistrela-Lacek: Prinzipiell ist zum Entfernen von Zecken zu sagen: niemals Öl oder irgendwelche Insektizide verwenden, da dies bei der Zecke zu einem Todeskampf durch Ersticken führt, wobei erst recht die Krankheitserreger aus den Speicheldrüsen in die Wunde abgegeben werden.
Am besten wird mit einer Pinzette oder einem eigenen Zeckenkuli die Zecke umfasst und mit einer Dreh-Zieh-Bewegung entfernt. Ob man dabei nach rechts oder links drehen soll, ist Glaubenssache.
Frage per Mail: Was ist zu tun, wenn beim Herausdrehen der Kopf des Zecks stecken bleibt?
Wistrela-Lacek: Bleiben wirklich der Kopf oder auch nur Teile des Kopfes in der Wunde zurück, sollten diese unbedingt entfernt werden. Entweder schafft man es mit Hilfe einer spitzen Pinzette oder ähnlichem Werkzeug, oder man sucht tierärztliche Hilfe auf. Da diese Fremdkörper starke lokale Entzündungen mit Schwellung und auch Abszessbildung verursachen können, sollte auch mit entsprechender Desinfektion gearbeitet werden. (red, derStandard.at, 11.4.2012)