Prishtina/Pristina/Belgrad  - Hinter dem Bombenanschlag im Nordteil von Mitrovica, bei dem Sonntag früh ein Kosovo-Albaner getötet wurde, dürfte eine serbische Organisation stecken. Dies berichtete am Dienstag die Tageszeitung "Koha Ditore" unter Berufung auf Ermittlerkreise. Demnach durfte eine von zwei ortsansässigen Serben angeleitete Organisation, die sich "Zivilverteidigung" nennt, den Angriff organisiert haben. Bei dem Anschlag wurden auch zwei Kinder des getöteten Albaners verletzt.

Der Plastiksprengstoff wurde am Fenster seiner Wohnung im Erdgeschoß eines Hochhauses angebracht. Die Motive für den Anschlag sind noch unbekannt.

Illegale Grenzübergänge bleiben offen

Dasselbe Blatt berichtete auch, dass die internationale Schutztruppe KFOR wegen der verschlechterten Sicherheitslage in dem mehrheitlich von Serben bewohnten Nordkosovo vorübergehend auf den Plan verzichtet habe, die von Serben im Vorjahr angelegten illegalen Grenzübergänge zu Serbien zu schließen. Man werde warten und die Entwicklung der Situation beobachten, wurde ein KFOR-Sprecher von der Tageszeitung zitiert. Von serbischer Seite waren die illegalen Grenzübergänge vor einigen Tagen von einer Sonderpolizei-Einheit abgesperrt worden. Die Reisenden in den Kosovo werden von der serbischen Polizei auf die zwei legalen Grenzübergänge - Jarinje und Brnjak - verwiesen. Die Grenzkontrolle wird von Beamten der EULEX-Mission durchgeführt, kosovarische Grenzpolizisten und Zöllner sind anwesend.

Parallelstrukturen auflösen

Laut internationalen Berichten wies die jüngste Entwicklung im Nordkosovo erneut auf die Notwendigkeit hin, die serbischen Parallelstrukturen in diesem Landesteil aufzulösen und einen Dialog über den Nordkosovo aufzunehmen, berichtete "Koha Ditore". Prishtina ist einem solchen Dialog allerdings abgeneigt. Die Frage des Nordkosovos existiere gar nicht, wurde die kosovarische Chefverhandlerin Edita Tahiri von der Tageszeitung "Gazeta Express" am Dienstag wieder einmal zitiert. Was existiere, sei die Herausforderung, nordkosovarische Serben in die kosovarische Gesellschaft einzubinden. Auch seien die Behörden verpflichtet, den Plan des früheren UNO-Vermittlers Martti Ahtisaari auch im Nordkosovo umzusetzen, präzisierte Tahiri. Von der kleinen serbischen Gemeinschaft im Nordkosovo wird jegliche Autorität Prishtinas (serbisch: Pristina) abgelehnt.

Wahlen in Serbien

In Serbien finden am 6. Mai die Präsidentschafts-, Parlaments- und Lokalwahlen statt. Belgrad hat laut Regierungsfunktionären auf die Organisation von Lokalwahlen im Nordkosovo verzichtet, ist allerdings bemüht, die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in den serbischen Enklaven im Kosovo abzuhalten. Belgrad veruscht zudem, mit der UNO-Mission UNMIK eine Vereinbarung über die Organisation des Urnenganges zu erreichen. Die kosovarische Regierung hat sich laut früheren Medienberichten bereit erklärt, den Urnengang für das serbische Parlament und den Präsidenten zuzulassen, falls dieser von der Mission der Organisation für Zusammenarbeit und Sicherheit (OSZE) organisiert wird. (APA, 10.4.2012)