Baku/Moskau - Im autoritär regierten Aserbaidschan haben etwa 3.000 Oppositionsanhänger die Freilassung politischer Häftlinge gefordert. Sollte Staatschef Ilham Aliyev nicht bald demokratische Reformen einleiten, würden in der öl- und gasreichen Südkaukasus-Republik Hunderttausende auf die Straße gehen, warnte der Chef der oppositionellen Partei Musavat (Gleichberechtigung), Isa Gambar, in der Hauptstadt Baku. In der Metropole der früheren Sowjetrepublik findet im Mai der Eurovision Song Contest (ESC) statt. Die genehmigte Kundgebung sei ohne Zwischenfälle verlaufen, berichteten örtliche Medien am Sonntag.

Der Vorsitzende der Oppositionspartei Volksfront, Ali Kerimli, sprach von der ersten genehmigten Demonstration von Regierungsgegnern seit sieben Jahren. Die Führung des Landes müsse aber für die dringend nötigende Modernisierung viel mehr tun, forderte er. Internationale Menschenrechtler werfen der Regierung in Baku die Unterdrückung Andersdenkender, die Missachtung von Presse- und Meinungsfreiheit sowie Folterungen vor.

Parallelwettbewerb zur Song Contest-Parallelwelt

Aserbaidschanische Nichtregierungsorganisationen haben angekündigt, zum ESC Ende Mai die Kampagne "Sing for Democracy" als Parallelwettbewerb zu veranstalten, um die internationale Aufmerksamkeit auf die Menschenrechtslage zu lenken. Baku wiederum hat einen besseren Schutz der Menschenrechte angekündigt.

Aserbaidschan ist für den Westen ein strategisch wichtiges Land, das die Europäische Union an Russland vorbei über die unter Federführung der OMV geplante Nabucco-Pipeline mit Gas versorgen und Brückenkopf für den Zugang zu den Energievorkommen in Zentralasien sein soll. International Sorge bereitet der Konflikt mit dem Nachbarland Armenien um die abtrünnige Region Berg-Karabach. (APA, 08.04.2012)