Washington/Tel Aviv/Teheran - Der Westen will dem Iran bereits zu Beginn der neuen Atomverhandlungen eine Reihe von harten Forderungen stellen. Demnach soll die Führung in Teheran sofort die unterirdische und lange geheim gehaltene Atomanlage in Fordo schließen und die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent stoppen. Das berichtete die "New York Times" am Samstag (Ortszeit) unter Berufung auf europäische und amerikanische Diplomaten in ihrer Online-Ausgabe. Entsprechende Forderungen stellte am Sonntag auch der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak. Dagegen pochte die Führung in Teheran auf ihr Recht, Atomtechnologie für friedliche Zwecke entwickeln und erwerben zu dürfen.

Die dritte Runde der Atomgespräche findet am Samstag in Istanbul statt. Das teilte eine Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Ostersonntag in Brüssel mit. Ashton repräsentiert die Verhandlungspartner des Iran. "Wir haben uns darauf verständigt, die Gespräche am 14. April in Istanbul beginnen zu lassen", hieß es. "Wir hoffen, dass diese ersten Runde einen für konkrete Fortschritte förderlichen Rahmen bringt. Wir haben es natürlich auf einen nachhaltigen Prozess abgezielt."

Vor Beginn der Gespräche zeichnet sich bereits ab, dass der Westen sich auf höher angereichertes Uran sowie die unterirdische Atomanlage Fordo konzentrieren will. Der Westen reagierte besorgt auf die Fähigkeit des Iran, Uran auf bis zu 20 Prozent anzureichern. Das erhöht die Möglichkeit, waffenfähiges Uran herzustellen. Für den Bau einer Atombombe müsste Uran auf deutlich mehr als 80 Prozent angereichert werden. Der Westen verdächtigt die Führung in Teheran, dass sie unter dem Deckmantel der zivilen Atomforschung Kernwaffen entwickelt. Der Iran bestreitet das.

Forderungen Israels

Auch der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak verlangte nach Angaben seines Büros, dass der Iran auf 20 Prozent angereichertes Material außer Landes schafft. Gleiche Positionen vertreten Israel und der Westen bei der Atomanlage Fordo. Erst 2009 hatte Teheran die Existenz dieser lange geheim gehaltenen Anreicherungsanlage südlich von Teheran zugegeben. Damals war sie noch nicht in Betrieb. Die Fabrik in einem Tunnelsystem auf einem früheren Militärgelände nahe Ghom hat Platz für 3.000 Zentrifugen zur Urananreicherung. Sie soll besonders gut gegen mögliche Militärschläge abgesichert sein. Nach Vorstellung der USA solle der Iran diese Anlage in einem ersten Schritt schließen und später ganz demontieren, berichtete die "New York Times". Auch Barak forderte, dass der Iran die Anlage in Fordo schließt.

Diese Forderung wäre für die Führung in Teheran auch aus innenpolitischen Gründen schwer zu akzeptieren, schreibt das Blatt unter Berufung auf Experten. Möglicherweise könnten die Sanktionen gegen den Iran und ein drohender israelischer Angriff auf die Atomanlagen die Position kompromissbereiter Politiker im Iran stärken. Andere Experten befürchteten, dass harte Bedingungen eher dem Lager der Hardliner zu Gute kommen.

Israel wünscht sich, dass die westlichen Unterhändler auch andere harte Auflagen erteilen. Demnach soll der Iran nur eine bestimmte Menge an Uran behalten dürfen, das auf 3,5 Prozent angereichert wurde und nicht für militärische Zwecke ausreicht. Darüber hinaus soll die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA bzw. IAEO) das iranische Atomprogramm vollständig überwachen. Der Iran soll außerdem alle Aktivitäten in Bereichen offenlegen, die Teil eines Militärprogrammes sein könnten.

Nach Vorstellung des Westens müsse der Iran zu Beginn der neuen Verhandlungsrunde nachweisen, dass er sein Atomprogramm ohne Vorbedingungen diskutieren werde, schreibt die "New York Times". Während der letzten Gespräche im Jänner 2011 hätten die iranischen Unterhändler gefordert, dass der Westen zuerst alle Sanktionen aufhebt und das "Recht des Iran auf Anreicherung" von Uran anerkennt. Der UNO-Sicherheitsrat hat vom Iran verlangt, dass er die Anreicherung von Uran beendet. (APA, Reuters, 8.4.2012)