Vor ein paar Tagen ist mir zufällig ein altes Exemplar des Spectator in die Hände gefallen. Ich habe den Spectator immer geliebt und auch jahrelang abonniert, nur habe ich die regelmäßige Lektüre dann aus Zeitgründen aufgegeben. Irgendwann ist es einfach zu viel, was man sich tagaus, tagein hineinziehen sollte.

Der Spectator ist ein altliberales britisches Blatt mit stets kantigen politischen Ansagen und einem Faible für Exzentrizitäten aller Art. Und der Spectator ist die Heimstätte eines meiner Lieblingskolumnisten, Taki Theodoracopulos, eines griechischen Milliardenerben, den es in die Zeitschriftenzunft verschlagen hat. Seit 1977 schreibt Taki, so sein Nom de Plume, seine Kolumne High Life, die er alternierend aus London, New York und Gstaad anliefert und in der er in einem Duktus der Freimütigkeit, wie ihn nur ein paar Milliarden auf dem Konto garantieren, gegen alles ablästert, was ihm gegen den Strich geht. Und Taki geht viel gegen den Strich.

Dabei ist mir der Mann politisch hochzuwider. So kollaboriert er zum Beispiel seit Jahren publizistisch mit dem jenseitigen Ami-Rechtsaußen Pat Buchanan. Aber, großes ABER: Taki ist ein begnadeter Satiriker, er kann schreiben (das ist bei einem Kolumnisten immer schon die halbe Miete), vermeidet jedes stereotype Polit-Gemümmel und hat Einblick in interessante Milieus. Fazit: Auch böse Milliardäre können gute Kolumnisten sein.

Zum Glück haben wir auch in Österreich einen Milliardärskolumnisten, Frank Stronach. Ganz kommt er mit Franks Welt in der Sonntagskrone noch nicht an Taki heran, aber das Potenzial ist da. Eigentlich ein Wunder, dass sich jemand, der sein Leben mit Auspuffen und Hightech-Kotflügeln zugebracht hat, am Ende als Stilist von Geblüt entpuppt. Und doch ... Ich maße mir nur ungern Ratschläge an Kollegen an, fände es aber fein, wenn Stronach außer seinem einzigen Staat-deppert-aber-Privatwirtschaft-ganz-super-Thema noch ein zweites fände. Das brächte mehr Farbe in Franks Welt.

Auch stilistisch ist Luft nach oben. Sprachlich bewegt sich Stronach auf dem Niveau des lyrischen Spätwerks von Günter Grass, doch er orientiert sich an den richtigen Vorbildern: "Heutzutage muss jeder seine Arbeit gut und gewissenhaft erledigen, um seine Stelle zu behalten." Einen Frank-Satz wie diesen könnte ohne weiteres auch Franz Kafka geschrieben haben. (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 17./18.3.2012)