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Tuareg-Rebellen im Oktober 2011 nahe der Stadt Kidal im Norden Malis.

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Das Hauptquartier der Putschisten, die im März Präsident Amadou Toumani Toure stürzten, außerhalb der Hauptstadt Bamako.

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Der gestürzte Präsident Amadou Toumani Toure: Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt.

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Paris - Die Tuareg-Rebellen der Nationalen Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA) haben die Unabhängigkeit für den Norden Malis ausgerufen. "Wir verkünden feierlich die Unabhängigkeit von Azawad, die von heute an gilt", sagte MNLA-Sprecher Mossa Ag Attaher am Freitag dem französischen Sender France 24. Der neue Staat solle im Einklang mit den Grundsätzen der Vereinten Nationen stehen, erklärten die Tuareg-Rebellen. Alle Grenzen mit den Nachbarländern würden anerkannt und die MNLA werde alle militärischen Aktionen einstellen. Auch in einer im Internet verbreiteten Erklärung gaben die Tuareg-Rebellen die Unabhängigkeit von Azawad bekannt. Das Exekutivkomitee der MNLA bitte die Internationale Gemeinschaft, ihren Staat unverzüglich anzuerkennen.

Die britische Regierung zog am Freitag ihr Personal aus der Botschaft in Bamako ab und riet  ihren Staatsbürgern, das westafrikanische Land umgehend zu verlassen.

Kritik von EU und Afrikanischer Union

Die Europäische Union und die Afrikanische Union (AU) lehnen die von Tuareg-Rebellen ausgerufene Unabhängigkeit ab. "Die EU hat in der Krise durchgehend deutlich gemacht, dass sie die territoriale Unversehrtheit Malis respektiert", erklärte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Auch die Afrikanische Union wies die Ausrufung der Unabhängigkeit durch die Rebellen zurück. Diese sei "nichtig und habe keinen Wert", hieß es in einer Erklärung von AU-Kommissionspräsident Jean Ping. Laut BBC hat die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) beschlossen, eine 2.000 Mann starke Eingreiftruppe aufzustellen.

Frankreich soll logistische Hilfe zugesagt haben. Die New York Times berichtet, dass Frankreich nicht plant, eigene Truppen in das nordafrikanische Land zu schicken, aber gewillt ist, den Kampf gegen Islamisten logistisch zu unterstützen. Der Außenminister Alain Juppe sagte am Freitag, es müsse gemeinsam mit den Rebellen eine politische Lösung gesucht werden. Der Weltsicherheitsrat hatte bereits am Mittwoch in New York eine Erklärung verabschiedet, in der unter anderem die Angriffe der Rebellen im Norden des Landes scharf verurteilt und ein Ende der Gewalt gefordert wurde.

Jahrelanger Konflikt

Azawad nennen die Tuareg-Rebellen ihre Heimatregion, die sich in Mali vom Westen bis in den Norden erstreckt und auch Teile Nordnigers und Südalgeriens umfasst. Die Tuareg kämpfen für die Unabhängigkeit dieser Region. Das über mehrere Staaten verteilte Nomadenvolk der Tuareg - heute leben 1,5 Millionen im Nordwesten Afrikas - hatte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gewaltsam aufbegehrt. Denn die Tuareg fühlen sich zunehmend in ihrer nomadischen Lebensweise eingeschränkt.

In den 1980er Jahre verließen viele Tuareg infolge einer Dürre Mali. Als sie zurückkehrten, führten sie Krieg gegen die Regierungstruppen. Nach langen Verhandlungen wurden die Tuareg in Malis Armee integriert. Auch Libyens Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi rekrutierte Tuareg für seine Streitkräfte. Nach seinem Sturz und Tod schlossen sich viele von ihnen Aufständischen im unsicheren Grenzgebiet von Mali zu Niger und Algerien an.

Ein Streit zwischen Malis Regierung und Armee über ein härteres Vorgehen gegen das Nomadenvolk war der Auslöser für einen Staatsstreich von Offizieren am 22. März gegen Präsident Amadou Toumani Toure. Die Tuareg verbündeten sich daraufhin mit islamistischen Kämpfern der Gruppe Ansar Dine und starteten eine Offensive. Innerhalb weniger Tage brachten sie weite Teile des Nordens unter ihre Kontrolle.

Zuletzt hatten sich die Islamisten jedoch von den Tuareg distanziert und ihre vormaligen Verbündeten aus der Stadt Timbuktu vertrieben. Ein Ansar-Dine-Sprecher sagte am Freitag in einer Videobotschaft, seine Gruppierung erkenne die Unabhängigkeitserklärung der Tuareg nicht an. "Wir sind gegen Revolutionen, die nicht im Namen des Islam sind", sagte der Sprecher. (red, APA, 6.4.2012)