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Schlechte Ergebnisse bei Lehrabschlussprüfungen. Die Wirtschaft erwartet sich, dass die Schulen nachrüsten.

Foto: AP/Eckehard Schulz

Immer mehr Lehrlinge bestehen die Lehrabschlussprüfung nicht. Im Jahr 2011 fielen 18,3 Prozent der Wiener Lehrlinge durch. Das bedeutet einen neuen Negativ-Rekord. Im Jahr davor waren es 17,3 Prozent. Der beste Wert wurde 2005 erzielt, da waren es lediglich 12,9 Prozent. 

Hinsichtlich der Berufssparten gibt es große Unterschiede, berichtet wien.orf.at. 52 Prozent der Installateur-Lehrlinge und 48 Prozent der angehenden Kfz-Mechaniker scheitern bei der Prüfung. Bei Malern und Anstreichern sind es sogar 60 Prozent, die die Abschlussprüfung nicht bestehen.

Konsequenzen haben die negativen Ergebnisse allerdings kaum. Eine Lehrabschlussprüfung kann so oft wie notwendig bzw. gewünscht wiederholt werden. Dabei müssen nur die negativen Teilbereiche wiederholt werden - was also positiv ist, bleibt positiv.

Ausbeutung statt Ausbildung

Die Gewerkschaftsjugend ist ob der aktuellen Zahlen empört. "Offenbar verwechseln tatsächlich manche Betriebe Ausbildung mit Ausbeutung", schiebt der Wiener SPÖ-Gemeinderat Christoph Peschek den Ausbildungbetrieben den Schwarzen Peter zu. "Wie kann jemand drei Jahre im Betrieb sein, ohne dass jemandem die Defizite auffallen?"

Das weist Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, zurück: "Das kann man so nicht bestätigen. Es tut der Situation wirklich nichts Gutes, wenn hier schlechte Stimmung gemacht wird." Die Wirtschaft erwarte sich, dass die Schulen nachrüsten. Jank plädiert für eine Ganztagsschule, um qualifiziert ausgebildet zu werden. "Strengstens zurückzuweisen" sei der Vorwurf, dass Betriebe Lehrlinge ausbeuten würden, so Jank.

Arbeitsgruppe soll Lösung bringen

In Wien berät seit Jahresbeginn eine Arbeitsgruppe der Wirtschaftskammer, der Arbeiterkammer und des Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds (WAFF) über das Problem der negativen Abschlussprüfungen. Dabei werde diskutiert, mit welchen Leistungen Lehrlinge auf ihrem Weg zur Abschlussprüfung unterstützt werden können. Erste Ergebnisse sollen bis zum Sommer vorliegen. (red, derStandard.at, 5.4.2012)