Festgeschrieben wurden weiters Vinifikationsverfahren (Stahltank, Holzfässer aller Größen), die (wie die Alkoholwerte) dort ohnehin seit Jahren üblich sind.

Foto: Christian Fischer

Vor wenigen Tagen trat Neusiedlersee DAC offiziell in Kraft. Damit ist das Burgenland als erstes Weinbaubundesland flächendeckend DAC-ifiziert. Was jetzt in mancher Ohren nach Krankheit und Siechtum klingt, bedeutet nur, dass man es in dieser Ecke, über die Restösterreich ob ihrer geistigen Langsamkeit so gerne Witze reißt, als Erstes geschafft hat, Dorfinteressen, Weinbaueitelkeiten und alle Gegebenheiten sinnvoll unter einen Hut zu bringen: Das gesamte Bundesland ist im Sinne einer gedeihlichen Wirtschaftsentwicklung im Weinbereich von der Vermarktung von Rebsorten auf jene der Herkunft umgestiegen.

Vier Gebiete - Mittelburgenland, Leithaberg, Eisenberg und jetzt Neusiedler See - wurden weinstilistisch definiert und per Verordnungen dingfest gemacht. Im aktuellen Fall geht es übrigens um den roten Zweigelt: Neusiedlersee DAC ist Zweigelt in einer klassischen und einer "Reserve" benannten Linie. Der Wein soll natürlich typisch nach Zweigelt schmecken, ist EU-reinsortig (mindestens 85 Prozent der Rebsorte) in beiden Versionen. Klassisch hat er mindestens 12 Volumenprozent Alkohol, als Reserve mindestens 13 und darf hier neben "reinsortig" auch als von Zweigelt dominierte Cuvée antreten (zu mindestens 60 Prozent, der Rest sind andere heimische Sorten). Lagenbezeichnungen sind nicht vorgesehen.

Vinifikationsverfahren

Dass es gerade diese Rebsorte wurde, ist angesichts ihrer Dominanz entlang der Nord- und Ostseite des Sees logisch. Festgeschrieben wurden weiters Vinifikationsverfahren (Stahltank, Holzfässer aller Größen), die (wie die Alkoholwerte) dort ohnehin seit Jahren üblich sind.

Ist wieder einmal alles so kompliziert hier, tönen die DAC-Skeptiker. Dabei, so die Kritiker, sollte man es dem potenziellen Konsumenten, der Konsumentin doch so einfach wie möglich machen zu erkennen, was es denn da jetzt zu trinken gibt, wenn er's schon kauft. Nun erstehen aber dieselben Konsumenten (wie auch so einige der Skeptiker) schließlich auch Fernseher mit nicht eben selbsterklärenden Extras wie Sub-Field-Driving, DivX-HD-Unterstützung, DVB-t und noch ein paar Buchstaben. Ähnlich gelagerte Beispiele finden sich für Autos und selbst für Küchengeräte.

Was könnte man nun daraus schließen? Dass der Konsument lernt, wenn er ein gutes TV-Gerät kaufen möchte. Und ziemlich wahrscheinlich auch dann, wenn er etwas Gutes trinken mag. (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 06.04.2012)